Trotz Trumps Widerstand: Grüne Aktien feiern spektakuläres Comeback
Ein kräftiger Aufschwung bei Clean-Tech-Aktien sorgt für neuen Optimismus bei Anlegern. Trotz des harten Kurses von US-Präsident Donald Trump gegenüber Klimaprogrammen gehören nachhaltige Investments zu den Gewinnern des Jahres.
Ein überraschender Boom bei Clean-Tech-Aktien lässt Anleger hoffen, dass die Zeit jahrelanger Underperformance vorbei ist. Während US-Präsident Donald Trump Förderprogramme für Wind-, Solar- und Elektromobilität kürzt, zählen grüne Titel 2025 zu den lukrativsten Investments.
Der S&P Global Clean Energy Transition Index liegt seit Jahresbeginn rund 50 Prozent im Plus, während der MSCI World Index weniger als 20 Prozent zulegte.
Ein wesentlicher Treiber ist der enorme Energiehunger der KI-Rechenzentren. Hinzu kommt Chinas dynamischer Ausbau seiner CO2-armen Wirtschaft. Diese Faktoren überlagern Trumps Attacken auf den "grünen Betrug", wie er es nennt.
"Glorreiche Tage" für grüne Investoren
Analysten von Jefferies riefen die "glorreichen Tage" für grüne Investoren aus. Aniket Shah, globaler Leiter für Nachhaltigkeit bei Jefferies, sagte, viele Anleger hätten sich zu sehr von Trumps Rhetorik ablenken lassen.

Stattdessen sollten sie das weltweite Kapital sehen, das in saubere Technologien fließe: "Zwei Billionen US-Dollar, die im vergangenen Jahr in CO2-arme Projekte investiert wurden, sind eine verrückte Zahl", so Shah. Er verweist auf den rasanten Aufstieg der chinesischen Green Economy und die Exporte sauberer Technologien in Schwellenländer. Auch große Tech-Konzerne wie Amazon, Microsoft und Alphabet seien "Teil der Nachhaltigkeitsgeschichte".
Gleichzeitig entbehrt die neue Euphorie nicht einer gewissen Ironie. Laut "Bloomberg NEF" dürfte sich der Strombedarf durch KI innerhalb eines Jahrzehnts vervierfachen. Erneuerbare Energien werden dabei zwar eine zentrale Rolle spielen, doch fossile Brennstoffe bleiben weiterhin Teil des Energiemixes – mit entsprechenden Emissionen.
Nicht alle glauben an die Stabilität der Rally
Einige Marktbeobachter fürchten, dass die Rally zu eng mit dem KI-Boom verknüpft ist – und dort eine Spekulationsblase droht. Tim Bachmann, Klima-Tech-Portfoliomanager bei der DWS, mahnt zur Vorsicht: Man müsse mit einem weiteren "Deepseek-Moment“ rechnen – ein Hinweis auf das chinesische Start-up, das mit einer besonders energiesparenden KI-Version für Aufsehen sorgte. Die Erkenntnis, dass KI mit weniger Energie auskommen kann als erwartet, sei "ein Schock für Betreiber von Rechenzentren und deren Zulieferer" gewesen, so Bachmann.
Auch Alex Monk von Schroders sieht das Segment der alternativen Energien im Fall einer KI-Korrektur unter Druck. Deirdre Cooper von Ninety One erklärt, man vermeide gezielt den Hype: Einige Clean-Tech-Aktien seien "in den spekulativen Teil des KI-Trades geraten".

KI treibt Brennstoffzellenhersteller auf Rekordkurs
Im Clean-Energy-Index sticht Bloom Energy hervor – der Brennstoffzellenhersteller liegt fast 500 Prozent im Plus. Das Unternehmen beliefert künftig die KI-Rechenzentren von Oracle mit Energie und will seine Produktionskapazität bis Ende 2026 verdoppeln. "Ihr Produkt passt perfekt zur Nachfrageentwicklung der KI-Rechenzentren", sagt Christopher Dendrinos von RBC Capital Markets.
Und weil die Brennstoffzellen von Bloom Energy – zumindest vorerst – mit Erdgas betrieben werden, profitieren sie von Förderungen der Trump-Regierung. Analysten der Bank of America warnen jedoch, die Fundamentaldaten rechtfertigten die Kursgewinne nicht vollständig. Laut Michael Tierney, Investor-Relations-Leiter bei Bloom, spiegeln die Bewertungen die erwartete Nachfrage und eine solide Bilanz wider: "Wir sind kein Start-up mehr."
"Diesmal ist die Rally anders"
Viele Anleger erinnern sich an den Absturz grüner Aktien nach der Pandemie. Doch führende Vermögensverwalter sehen diesmal strukturell andere Rahmenbedingungen. Natalie Adomait von Brookfield betont, die Nachfrage nach CO2-armer Energie für KI sei robust – "nicht nur, weil sie günstig ist, sondern weil sie schnell bereitgestellt werden kann".

Auch Apollo Global Management prognostiziert langfristig hohen Energiebedarf für Rechenzentren. Selbst in den USA, wo Trumps Politik wenig klimafreundlich ist, wird CO2-arme Energie zunehmend als wirtschaftlich attraktive Option gesehen.
"Wenn Sie einem Unternehmen grüne Elektronen verkaufen, ist es ihm egal, solange der Strom verlässlich geliefert wird", sagt Timothy Ho von Amundi. Joseph Osha von Guggenheim Securities ergänzt, die Kursgewinne seien vor allem Ausdruck der Erkenntnis, "dass die Branche überlebensfähig ist". (mb/Bloomberg)
















