UBS-Chef: Zoll-Auswirkungen auf US-Inflation und Fed noch unklar
UBS-Vorstandschef Sergio Ermotti warnt vor den unklaren Folgen globaler Handelszölle auf Inflation und Fed-Politik. Zugleich wehrt sich die Schweizer Bank gegen verschärfte Kapitalauflagen – und treibt die Integration der Credit Suisse voran.
Sergio Ermotti, CEO der Schweizer Großbank UBS, sieht weiterhin Unklarheit über die Folgen globaler Handelszölle für die US-Wirtschaft, die Inflation und den künftigen Kurs der Federal Reserve.
"Wir glauben nach wie vor, dass sich das Wachstum in den USA fortsetzt, aber wie sich die Inflation entwickelt und welche Konsequenzen das für die Geldpolitik der Federal Reserve hat, ist noch offen", sagte Ermotti am Donnerstag (11.9.) im Interview mit "Bloomberg TV" in Hongkong (Video im Anschluss).
Inflationäre Zoll-Effekte in den USA "noch unklar"
Zwar rechnen Marktteilnehmer fest mit einer Zinssenkung bei der nächsten Fed-Sitzung am 16. und 17. September. Darüber hinaus gehen die Erwartungen jedoch auseinander. "Die eigentlichen Auswirkungen der Zölle werden sich bei den Verbrauchern zeigen. Ob es tatsächlich inflationäre Effekte in den USA gibt, ist meines Erachtens noch unklar", so Ermotti.
Auch Goldman-Sachs-Chef David Solomon hatte sich zuletzt gegen vorschnelle Zinssenkungen ausgesprochen – im Gegensatz zur US-Regierung, die verstärkt auf eine Lockerung der Geldpolitik drängt.
Zweigeteilte Weltwirtschaft
Ermotti sieht die Weltwirtschaft zunehmend zweigeteilt: wachstumsstarke Technologie- und KI-getriebene Sektoren einerseits, traditionelle Branchen andererseits. Besonders deutlich werde dieser Trend im "boomenden" IPO-Markt Hongkongs, so Ermotti.
"Insgesamt sehen wir eine konstruktive Dynamik. Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen – denn die Komplexität ergibt sich nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus geopolitischen Faktoren."
UBS als Vermittler im Zoll-Konflikt
Wie "Bloomberg" berichtete, hat das Schweizer Wirtschaftsministerium die UBS um Unterstützung bei den Verhandlungen über ein verbessertes Handelsabkommen mit den USA gebeten. Die Trump-Regierung hatte Strafzölle von 39 Prozent auf Schweizer Exporte verhängt – der höchste Satz für ein Industrieland. Diese Maßnahmen belasten die Schweizer Wirtschaft erheblich.
Ein mögliches Entgegenkommen könnte die Position der Bank bei den Schweizer Behörden stärken – insbesondere im Streit um neue Kapitalanforderungen, die von der UBS entschieden abgelehnt werden.
Streit um Kapitalanforderungen
Ermotti bezeichnete die Pläne als "übertrieben" und die Regulierungsvorgaben als "enorme Ablenkung". Nach der Notfusion von UBS und Credit Suisse im Jahr 2023 hatte die Schweizer Regierung eine Verschärfung der Kapitalvorgaben angekündigt. Laut Schätzungen könnten diese Anforderungen den Kapitalbedarf der UBS um bis zu 26 Milliarden US-Dollar erhöhen.
"Die Anforderungen sind in ihrer jetzigen Form sehr streng und übertrieben, daher müssen wir darüber nachdenken, wie wir die Interessen unserer Aktionäre und Stakeholder schützen können", sagte Ermotti.
Keine Schrumpfungsstrategie geplant
Die Debatte wirft Fragen auf, ob die UBS ihr Wachstum einschränken oder den Hauptsitz verlegen könnte. Ermotti bekräftigte, dass die Bank keine Pläne habe, ihr Geschäft zu verkleinern, und weiterhin von der Schweiz aus operieren wolle. "Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ein erfolgreiches globales Unternehmen, das sehr nah an seinen Kunden ist, sehr widerstandsfähig und kapitalstark ist, eine Schrumpfungsstrategie als guten Weg für den zukünftigen Erfolg betrachtet. Wir konzentrieren uns daher sehr darauf, unsere globale Präsenz aufrechtzuerhalten", so Ermotti.
Im Mittelpunkt stehe derzeit die vollständige Integration der Credit Suisse. Der Kundentransfer in der Schweiz soll laut Ermotti im kommenden Jahr abgeschlossen sein. (mb/Bloomberg)




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