Angesichts des anschwellenden Haushaltsdefizits Washingtons und der wachsenden Schuldenlast der USA gehört der von Jeffrey Gundlach geleitete Vermögensverwalter Doubleline Capital zu einer Reihe von Investmentfirmen, die sich von US-Staatsanleihen mit den längsten Laufzeiten abwenden. Sie setzen stattdessen auf kürzere Laufzeiten, da diese weniger Zinsrisiko bergen, aber dennoch anständige Renditen bieten. Das ist einem "Bloomberg"-Bericht zu entnehmen.

Langläufer bei Investoren immer unbeliebter
"Wo wir können, verkaufen wir sie leer", sagte Bill Campbell, Portfoliomanager bei Doubleline, im Gespräch mit "Bloomberg" mit Blick auf Langläufer. Man setze auf eine steiler werdende Renditekurve und wette darauf, dass die von Anlegern geforderten Renditeprämien bei langen Laufzeiten stärker steigen werden als bei Kurzläufern.

Bei reinen Long-Strategien sei man "im Grunde im Käuferstreik" und investiere mehr in den mittleren Teil der Kurve, so Campbell. Das von Doubleline verwaltete Vermögen belief sich im März auf rund 93 Milliarden US-Dollar.

In diesem Jahr hat sich die Strategie bewährt. Die Zunahme der Staatsausgaben hat das Vertrauen in längere Laufzeiten erschüttert, in Bezug auf Japan ebenso wie mit Blick auf Großbritannien und die USA, die im vergangenen Monat die letzte Bestnote einer großen Ratingagentur verloren haben.

Divergenz bei den Laufzeiten
Die 30-jährige US-Anleihe hat im Jahr 2025 eine deutliche Underperformance gezeigt. Die Renditen für diese Laufzeit sind gestiegen, während die Renditen für zwei-, fünf- und zehnjährige Anleihen gesunken sind. Diese Art von Divergenz ist selten – das bis dato letzte Mal, dass sie über ein ganzes Jahr hinweg auftrat, war 2001. Dies unterstreicht den Druck auf Langläufer wegen des Umstands, dass Anleger angemessen für deren Risiken entschädigt werden wollen. 

US-Regierung zu Reaktion gezwungen?
Der Verkaufsdruck auf Papiere mit weit entfernten Fälligkeiten war laut "Bloomberg News" so groß, dass Spekulationen aufkamen, das Finanzministerium in Washington könnte Auktionen von Anleihen mit der längsten Laufzeit zurückfahren oder aussetzen.

Das Finanzministerium in Washington bemüht sich bei seinen Anleihe-Emissionsplänen seit Langem um Stabilität. Dies macht die zunehmenden Spekulationen an der Wall Street über eine Reduzierung des Ausgabevolumens im 30-jährigen Bereich besonders ungewöhnlich.

JP Morgan AM warnt vor "Dampfwalze"
Vergangene Woche sagte Bob Michele, der Chef des Bereichs festverzinsliche Wertpapiere bei JP Morgan Asset Management, Langläufer würden derzeit nicht als das risikofreie Anlagegut gehandelt, für das die Wall Street sie bislang immer gehalten habe. Die Möglichkeit einer Reduzierung oder Absage von Auktionen sei real.

"Ich möchte jetzt nicht derjenige sein, der sich vor die Dampfwalze stellt", sagte Michele im Interview mit "Bloomberg-TV". "Soll jemand anderes helfen, das lange Ende zu stabilisieren. Ich befürchte, dass es erst schlimmer wird, bevor es besser wird."

Anleihen sollen "regelmäßig und vorhersehbar" emittiert werden
Strategen von TD äußerten vergangene Woche die Erwartung, das US-Finanzministerium könnte bereits bei der August-Refinanzierung eine Verringerung der Auktionen am langen Ende signalisieren.

Ein Sprecher des US-Finanzministeriums betonte, bei allen Anleihelaufzeiten sei die Nachfrage bei den Auktionen robust gewesen. Die Regierung halte an ihrer seit Langem verfolgten Politik fest, Anleihen "regelmäßig und vorhersehbar" zu emittieren.

In einer Erklärung vom 30. April verpflichtete sich das Finanzministerium, den Umfang der Versteigerungen von Anleihen mit langen Laufzeiten sowie anderer Fälligkeiten "zumindest für die nächsten Quartale" konstant zu halten.

US-Finanzminister hofft auf niedrigere Zinsen
Finanzminister Scott Bessent hat seit seinem Amtsantritt im Januar wiederholt seine Zuversicht zum Ausdruck gebracht, dass sich der Anleihemarkt unter seiner Führung erholen wird und dass insbesondere die Renditen der zehnjährigen Benchmark-Anleihen sinken werden. 

Bessent verwies dabei auf seinen Plan zur Eindämmung der Haushaltsdefizite – der bisher keine Fortschritte gemacht hat – und zur Förderung des Wirtschaftswachstums. Diese Schlüsselinitiativen sollen die Schuldenlast der USA besser beherrschbar machen und die Nachfrage nach Staatsanleihen ankurbeln.

Pimco warnte bereits voriges Jahr
Die Haushaltslage der USA hat Pimco dazu veranlasst, Ende vergangenen Jahres zur Vorsicht gegenüber 30-jährigen Staatsanleihen zu raten. "Sollte es am Anleihemarkt zu einer Rally kommen, wird diese unserer Ansicht nach vom fünf- bis zehnjährigen Bereich angeführt werden und weniger vom langen Ende", erklärte Mohit Mittal, Chief Investment Officer für Core-Strategien bei Pimco. (aa/Bloomberg)