US-Zinsentscheid: Kommt zum Jahresende noch eine Senkung?
Die Europäische Zentralbank legte vor, nun dürfte die US-Notenbank mit einer Zinssenkung nachziehen. Es könnte vorerst die letzte Zinssenkung bleiben, denn die US-Inflation kühlt nicht weiter ab und am Horizont lauern Inflationsgefahren.
Am Mittwoch (18.12.) dürfte die US-Notenbank den Finanzmärkten mit einer Zinssenkung von 4,50 bis 4,75 auf die Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk machen, auch wenn es mit 25 Basispunkten eher klein ausfällt. Das erwarten jedenfalls die meisten Fed-Beobachter. Auf die dritte Zinssenkung in Folge dürfte dann eine Zinspause folgen.
US-Inflation bleibt hartnäckig
"Aus makroökonomischer Perspektive sehen wir gute Argumente für eine Zinspause", sagt Rentenmarktexperte Elmar Völker von der LBBW. Die US-Inflation stieg im November von 2,6 Prozent auf 2,7 Prozent, die Kernrate blieb unverändert bei 3,3 Prozent. "Die US-Konsumentenpreisdaten für November zeigen, dass der geldpolitisch erwünschte Desinflationstrend in den Herbstmonaten vorerst ins Stocken geraten ist", so Völker. Auch Christian Scherrmann, US-Volkswirt bei der DWS, sagt: "Während sich die Arbeitsmärkte auf dem von den Zentralbanken gewünschten sanften Pfad der Abschwächung zu befinden scheinen, bleibt insbesondere die Inflation etwas hartnäckig."
"Falls die Notenbanker ihren Leitzins entsprechend dem Marktkonsens senken, dann dürften sie zugleich für Januar eine Pause signalisieren – und umgekehrt", so LBBW-Experte Völker. Seiner Meinung nach dürfte Anleger am US-Treasury-Markt vor allem die Frage beschäftigen, wie stark die US-Währungshüter ihre Leitzinsprojektionen nach oben anpassen. Aktuell zeigt dieser "Dot Plot" für 2025 weitere Zinssenkungen um insgesamt 100 Basispunkte an – der Markt hat dagegen seine Zinssenkungserwartungen zuletzt deutlich zurückgefahren. Das zeigen die Terminmärkte.
Spielraum für Zinssenkungen schrumpft
DWS-Experte Scherrmann glaubt, dass die unter Donald Trump erwarteten fiskal- und handelspolitischen Entscheidungen die Konjunktur und Verbraucherpreise zumindest kurzfristig weiter antreiben werden – und damit den Spielraum für weitere Zinssenkungen verkleinern. "Wir haben unsere Prognose bereits von fünf auf drei Zinssenkungen bis Ende 2025 reduziert, einschließlich der Zinssenkung im Dezember", so der DWS-Experte. Klar scheint damit, dass die Zinsdifferenz zum Euroraum im kommenden Jahr deutlich ansteigen dürfte: Denn die EZB dürfte auch 2025 die Leitzinsen kräftig weiter senken. (jh)