Klettern die Zinsen in die Höhe, belastet das mittelbar auch die Aktienmärkte. So lautet zumindest die gängige Meinung von Finanzexperten. Denn steigende Zinsen sorgen dafür, dass Staaten und Unternehmen höhere Finanzierungskosten haben – und das ist für die Aktienmärkte wenig erfreulich, erklärt Sven Lehman. Der Fondsmanager des Family Office HQ Trust wollte sich indes auf die etablierte Marktmeinung nicht verlassen und hat selbst nachgerechnet, ob steigende Zinsen tatsächlich Gift für Aktien sind.

Quelle: HQ Trust

Lehman hat sich für seine Analyse angeschaut, wie sich vier regionale Aktienindizes entwickelt haben, in insgesamt zwölf Phasen mit steigenden zehnjährigen US-Zinsen – inklusive der aktuellen, noch laufenden Phase. Das Ergebnis hat er der Wertentwicklung der Märkte im gesamten Untersuchungszeitraum gegenübergestellt. Die betrug global betrachtet 8,6 Prozent pro Jahr. Am stärksten stiegen im Untersuchungszeitraum die Kurse von US-Aktien mit 12,4 Prozent Plus jährlich. Japanische Aktien legten lediglich um 4,4 Prozent pro Jahr zu.

Schwellenländer-Aktien profitieren besonders stark
Blickt man nun auf Marktphasen mit steigenden Zinsen, zeigt sich: Ein höheres Zinsniveau ist mitnichten Gift für den Aktienmarkt – ganz im Gegenteil. "In den elf abgeschlossenen Phasen gewannen die globalen Aktien im Schnitt 19,4 Prozent dazu", berichtet Lehmann. Die Kurse gaben also nicht nach, sondern stiegen sogar überdurchschnittlich stark. Anleger sollten allerdings nach Regionen differenzieren. "Im Mittel stiegen Aktien aus Europa, Japan und den Schwellenländern in diesen Phasen stärker als die Titel aus den USA", sagt der Fondsmanager.

Bei Aktien aus den Schwellenländern lag das Plus in vergangenen Zinssteigerungsphasen im Schnitt bei satten 35,3 Prozent pro Jahr. "Die USA liegen mit einem Anstieg von 18,1 Prozent per annum am Ende der vier Regionen", sagt Lehmann. Die aktuelle Phase stellt eine Ausnahme dar, erklärt er: "In zehn von zwölf Fällen schnitten europäische Aktien in Zinssteigerungsphasen besser ab als ihre US-Pendants. Allerdings war es zuletzt anders." (fp)