Führende Köpfe der Wall Street warnen vor einer möglichen Marktkorrektur von mehr als zehn Prozent in den kommenden zwölf bis 24 Monaten. Eine solche Entwicklung könne jedoch positiv sein, sagten mehrere CEOs auf einem Finanzgipfel in Hongkong.

"Die Unternehmensgewinne sind stark, aber das Problem sind die Bewertungen", erklärte Mike Gitlin, Präsident und CEO der Capital Group. Auf die Frage, ob Aktien aktuell günstig, fair oder überbewertet seien, sagte Gitlin: "Die meisten würden wohl sagen, wir liegen irgendwo zwischen fair und hoch bewertet – aber kaum jemand würde behaupten, die Märkte seien zwischen günstig und fair." Das Gleiche gelte für die Credit-Spreads, ergänzte er.

Auch 15-Prozent-Korrektur "wäre eine gesunde Entwicklung"
Gitlins Einschätzung teilen auch Ted Pick von Morgan Stanley und David Solomon von Goldman Sachs. Beide sehen die Wahrscheinlichkeit eines deutlichen Kursrückgangs und betonen, dass Rücksetzer ein normaler Teil von Marktzyklen seien. Pick sagte, die Märkte seien weit gekommen, doch es gebe weiterhin Risiken durch politische Fehlentscheidungen in den USA und anhaltende geopolitische Unsicherheiten.

"Ja, die Märkte wirken teuer ... aber das systemische Risiko hat sich wahrscheinlich verringert", so Pick. Für 2026 erwartet der Morgan-Stanley-Chef eine stärkere Differenzierung zwischen Unternehmen – gute Firmen dürften outperformen, schwächere zurückfallen. Zudem sei der Emissionsmarkt weltweit wieder aktiv – und Investoren seien bereit, Risiken einzugehen.

"Wir sollten auch die Möglichkeit von Rückgängen um zehn bis 15 Prozent begrüßen – solange sie nicht durch makroökonomische Schocks ausgelöst werden", sagte Pick. "Das wäre eine gesunde Entwicklung."

David Solomon: Investiert bleiben – nicht timen
Goldman-Sachs-CEO David Solomon erklärte, Technologieaktien seien mittlerweile hoch bewertet, das gelte aber nicht für den Gesamtmarkt. Die Empfehlung an Kunden laute daher: investiert bleiben, die Portfoliostruktur prüfen und nicht versuchen, den Markt zu timen.

Korrekturen zwischen zehn und 15 Prozent kämen häufig auch in positiven Marktphasen vor, ohne die langfristige Richtung der Kapitalströme zu verändern. "Das bedeutet nur, dass Märkte laufen – und dann wieder zurücksetzen, damit Investoren neu bewerten können", sagte Solomon. (mb/Bloomberg)