Der Effekt hielt am Dienstag nicht lange an. Bis zum Ende der Notenbank-Sitzung stiegen die Übernachtsätze wieder an und veranlassten die Fed-Mitarbeiter, eine zweite Liquididtätsspritze anzukündigen. Am Mittwochmorgen New Yorker Zeit sollen an dem wichtigen Finanzierungsmarkt weitere 75 Milliarden US-Dollar an Barmitteln angeboten werden. Die Repo-Sätze lagen Jefferies zufolge zuletzt bei etwa vier Prozent.

Repo-Geschäfte sind Rückkaufvereinbarungen, bei denen Wertpapiere gegen Liquidität verkauft werden, mit der gleichzeitigen Vereinbarung, diese zu einem bestimmten Zeitpunkt und Preis zurückzukaufen. Wird der Zugang zu dieser Liquidität erschwert, hat dies gravierende Auswirkungen auf alle möglichen Bereiche, vom Bondhandel bis hin zur Kreditvergabe der Banken an Unternehmen und Privatkunden.

Strukturelle Probleme am US-Geldmarkt
Die Kapriolen verdeutlichen, wie sehr sich die strukturellen Probleme am US-Geldmarkt vertieft haben. Die großen Wall-Street-Konzerne verfügen nämlich häufig nicht über genügend freie Barmittel, um den Finanzierungsbedarf an einem Markt zu decken, der ein Rekordvolumen an Staatsanleihen zu verdauen versucht, das zur Deckung des US-Haushaltsdefizits nötig ist. Die Lösung wäre nach Einschätzung eines langjährige Marktbeobachters, dass die Fed wieder regelmäßig Liquidität zuführt.

“Es gab eine Zusammenspiel von Faktoren, die die Probleme in dieser Woche ausgelöst haben”, sagte Darrell Duffie, Finanzprofessor an der Stanford University, der gemeinsam mit Fed-Mitarbeitern Forschungsarbeiten zu Repos verfasst hat, im Gespräch mit Bloomberg. “Aber die Tatsache, dass es passiert, bedeutet, dass etwas bei der Fed getan werden sollte. Damit die Fed wirklich zuversichtlich sein kann, dass das Problem gelöst ist, muss die Bilanz ausgeweitet werden.”

Nicht genügend Liquidität
“Das zugrunde liegende Problem ist, dass es nicht genügend Liquidität im System gibt, um die Nachfrage zu befriedigen, und die Aufgabe der Zentralbank besteht darin, diese Liquidität bereitzustellen”, sagte Roberto Perli, ehemaliger Fed-Ökonom und Partner bei Cornerstone Macro in Washington gegenüber Bloomberg. “Was die Fed gemacht hat, war nur ein kleines Pflaster aufzukleben.” 

Grund für die Spannungen am Repo-Markt dürfte ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage gewesen sein. Während eine Menge neuer Staatsanleihen an den Markt kam - was die Bilanzpositionen der Dealer erhöhte -, standen die vierteljährlichen Steuervorauszahlungen an. Da die Unternehmen Gelder an den Staat abführen mussten, verringerten sich die Bargeldbestände. Sollte die Explosion der Geldmarktsätze unkontrolliert bleiben, kann der Anstieg der Übernachtzinsen der Gesamtwirtschaft schaden, da die Fremdkapitalkosten für Unternehmen und Verbraucher steigen.

Eingriffe der Fed am Repo-Markt - wie am Dienstag und für Mittwoch geplant - gehörten vor der Finanzkrise Jahrzehnte lang zur Tagesordnung. Sie wurden im Rahmen einer Politikänderung der Zentralbank eingestellt, als die Fed ihre Bilanz erweiterte und ein Zielband für die Zinsen verwendete. 

Es gibt noch andere mögliche Abhilfen
Die Fed hat die Einführung eines neuen Instruments, einer Overnight-Repo-Fazilität, erwogen, wodurch der Druck auf die Geldmärkte verringert werden könnte. Einige Strategen sagen voraus, dass es im Rahmen der Fed-Zinsentscheidung eine weitere technische Anpassung beim Zinssatz für Überschussreserven geben könnte, um die Märkte wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. Außerdem könnte die Fed ihre eigene Bilanz wieder durch Anleihekäufe ausweiten. (kb)