"Wir glauben, dass die Renditen von Staatsanleihen aus dem Euroraum weiter steigen können und setzen auf Untergewichtung", schreiben Jean Boivin, Leiter des Blackrock Investment Institute, und seine Kollegen in einer Mitteilung vom 10. März.

Dies ist eine schnelle Kehrtwende, die die seismischen Veränderungen an den Märkten unterstreicht. Vor einem Monat hatte Blackrock Anleihen aus der Region taktisch übergewichtet, als Donald Trumps Zolldrohungen Ängste um die europäische Wirtschaft schürten. In der Zwischenzeit hat sich der wahrscheinliche künftige deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz an die Spitze der europäischen Bemühungen gestellt, die schuldenfinanzierten Ausgaben für Militär und Infrastruktur zu erhöhen.

Die Aussicht auf höhere Ausgaben hat die Renditen bereits in die Höhe getrieben und in der vergangenen Woche die schlimmste Talfahrt bei deutschen Anleihen seit mehr als zwei Jahrzehnten ausgelöst. Die Grünen lehnten zwar am Montag (10.3.) Merz' umfassendes Reformpaket in seiner jetzigen Form ab, signalisierten aber Verhandlungsbereitschaft.

EZB vor Ende der Zinssenkungen
Blackrock sieht auch die Europäische Zentralbank kurz vor dem Ende ihrer Zinssenkungen. Die eher falkenhaften Mitglieder des EZB-Rats neigen dem Vernehmen nach zu einer Pause im nächsten Monat, um genügend Zeit zu haben, die Auswirkungen einer massiven Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf die Wirtschaft zu prüfen.

An den Geldmärkten wird die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung um einen Viertelpunkt im April laut Swap-Preisen bei knapp 50 Prozent gesehen. Andere Anleger, darunter RBC Bluebay Asset Management, setzen ebenfalls auf weitere Verluste an den Anleihemärkten, da sie davon ausgehen, dass die deutschen Ausgabenprogramme die EZB dazu veranlassen werden, die Zinsen nicht weiter zu senken.

"Europa könnte ähnlich wie die USA mit längerfristig höheren Zinsen konfrontiert sein, da eine höhere staatliche Kreditaufnahme und Ausgaben die Inflation anheizen", schrieb Boivin. (mb/Bloomberg)