Aktive ETFs: Wundermittel mit Nebenwirkung
FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch über einen erstaunlichen Sinneswandel in der Asset-Management-Branche – und ein damit verbundenes Risiko.
Es ist schon vertrackt: Klassische Fonds gelten als teuer, undurchsichtig und renditeschwach, ETFs dagegen als günstig, transparent und rentabel. Viele Vertreter der "alten" Branche fühlen sich da unfair behandelt. Zu Recht. Denn ja, es gibt viele gute und sogar einige günstige aktiv gemanagte Fonds, und nein, der ETF ist keineswegs stets die bessere Wahl und auch nicht immer billig.
Lange Zeit versuchte das Gros der Fondsindustrie, diese Botschaft ans Anlegervolk zu bringen – bekanntlich mit mäßigem Erfolg. Mittlerweile ist die Erkenntnis gereift, zu der einst schon Albert Einstein gekommen sein soll: "Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom." Also wird das einst verpönte Finanzinstrument mit den drei Buchstaben nun nicht mehr verteufelt, sondern umarmt. Möglich macht das der "aktive ETF", der es erlaubt, die aus Kundensicht so hübsche Verpackung (ETF!) mit dem vertrauten Handwerk (aktives Management!) zu befüllen.
Diese Charmeoffensive ist zu begrüßen, denn aus unternehmerischer Sicht wäre es fahrlässig, tatenlos dabei zuzusehen, wie eine Fonds-Million nach der anderen in Richtung passiver ETFs versickert. Allerdings sollte die Führungsriege der Asset Manager vor lauter ETF-Euphorie nicht versäumen, das Bestandsgeschäft zu pflegen – sonst ist die Marge ruckzuck ruiniert. Merke: Jeder Euro, der aus einem Fondsklassiker abfließt, bereitet größeren Schmerz, als ihn der Euro im neuen Hoffnungsträger zu lindern verspricht.














