"Alpha Selection"-Initiative: Jetzt muss Fondsnet liefern
FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch über das Vorhaben, Beratern sehr preiswerte Anteilsklassen ausgewählter Fonds anzubieten.
Das ist schon eine Ansage an den Rest der Branche: Die Fondsnet-Gruppe verspricht Vermittlern den Zugang zu institutionellen Anlageprodukten großer Fondsanbieter, und zwar zu Konditionen, die sonst nur Investoren bekommen, die wirklich viel Geld mitbringen. Da kostet aktives Asset Management plötzlich keine 1,5 Prozent mehr, sondern nur noch 0,3. Das klingt sehr attraktiv für die Endkunden – und damit auch für deren Berater.
Bei den sogenannten "Alpha Selection"-Fonds handelt es sich meist um quantitative Strategien, die eine überschaubare, dafür aber halbwegs verlässliche Outperformance liefern. Ein relevanter Mehrertrag für den Endkunden bleibt bei solchen Investmentkonzepten unter dem Strich natürlich nur übrig, wenn die Kosten deutlich unter denen klassischer Publikumsfonds liegen. Andernfalls wäre ein ETF, der den Index möglichst billig abbildet, für den Kunden die bessere Wahl. Das ist der Grund, weshalb solche Anlageprodukte in der Retail-Welt bislang kaum eine Rolle spielten. Die Gebühren für das Asset Management und die Provisionen für den Vertrieb waren in Summe schlicht zu hoch.
Lohnt sich aktives Management eben doch?
Die Fondsnet-Gruppe konnte sechs große Fondsanbieter davon überzeugen, ihr ausgewählte Strategien zum Einsatz in der Vermögensverwaltung gewissermaßen zu Sonderkonditionen zu überlassen. Gelingen konnte das nur dank der Unterstützung durch Ferdinand Haas. Der Ex-Produktchef der DWS berät nicht nur eine Vermögensverwaltung der Fondsnet-Schwester Reuss Private Bank, sondern auch institutionelle Investoren, die andere Summen mitbringen als der Maklerpool aus Erftstadt. Ohne jene zusätzlichen Milliarden im Rücken wäre Fondsnet mit diesem Ansinnen wohl nicht allzu weit gekommen.
Für die Asset Manager ist das Projekt jedenfalls ein interessanter Versuch: Gelingt es, dank Großanleger-Konditionen ein für Privatinvestoren attraktives Produkt anzubieten und damit einem breiten Publikum zu zeigen, dass sich aktives Asset Management eben doch lohnt? Falls ja, wäre das für sie eine echte Wachstumsstory.
Der Beginn einer echten Modernisierung der privaten Geldanlage?
Das gilt natürlich auch für Fondsnet. Bislang ist dem Maklerdienstleister vor allem ein Marketing-Coup geglückt, eine gute Werbung für die Vermögensverwaltung über Reuss Private. Nicht nur Berater, auch die Wettbewerber werden sich das Projekt genau ansehen: Sind die "Alpha Selection"-Fonds tatsächlich so gut und günstig? Lassen sich diese neuen Anteilsklassen wirklich so problemlos handeln wie versprochen? Und werden Anlagestrategien, die vielleicht doch nicht so gut performen wie erhofft, konsequent durch bessere Alternativen ersetzt? Jetzt muss Fondsnet liefern.
Entpuppt sich das Projekt als Erfolg, wird es in einigen Jahren rückblickend womöglich gefeiert als Beginn einer echten Modernisierung der privaten Geldanlage. Scheitert es, muss die Branche wahrscheinlich weiter tatenlos dabei zusehen, wie immer mehr Mittel in passive Anlageprodukte fließen, die nur billig, aber nicht unbedingt gut sind.