Die Begeisterung für Rüstungsinvestments lässt nicht nach – weder auf Seiten der Anbieter, die einen "Defense"- oder "ReArm Europe"-Fonds nach dem anderen lancieren, noch auf Seiten der Anleger, die auf solche Finanzprodukte offensichtlich nur gewartet haben. Es spricht, abgesehen von der hohen Bewertung vieler Rüstungsaktien, auch nichts dagegen, von der Aussicht auf enorm steigende Rüstungsausgaben finanziell profitieren zu wollen. Allerdings sollte die Branche der Versuchung widerstehen, ihre Themenfonds als Beitrag zur Verteidigungsfähigkeit Europas zu überhöhen.

Zur Erinnerung: Wenn ein Portfoliomanager die Rheinmetall-Aktie kauft, fließt dem Düsseldorfer Rüstungskonzern kein einziger frischer Euro zu, mit dem der nächste Panzer gebaut werden kann. Vielmehr freut sich der Verkäufer der Aktie über seinen Kursgewinn. Das Geld für neue Drohnen und Haubitzen kommt schon vom Staat.

Investieren "aus staatsbürgerlichen Gründen"?
Irritierend daher, dass der Asset Manager Wisdom Tree öffentlich behauptet, die neuen "auf Europa ausgerichteten Rüstungs-ETFs" würden eine "Brücke zwischen öffentlicher und privater Finanzierung" schlagen und eine "Schlüsselrolle bei der Lenkung von dringend benötigtem Kapital in Europas Sicherheitsprioritäten" spielen.

Reichlich schief wirkt auch die Aussage eines Deka-Topmanagers, der die Einführung des Deka-Security and Defense auf einer Veranstaltung jüngst mit folgenden Worten begründete: "Wir wollten, auch aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch aus staatsbürgerlichen Gründen, dass der private Bürger die Möglichkeit hat, in Security und Defense zu investieren."

Wer wirklich helfen möchte, hat andere Optionen
Um das klarzustellen: Wer seiner staatsbürgerlichen Verantwortung gerecht werden möchte, muss sich nicht dazu verpflichtet fühlen, mit seinen Investments den Kurs der Rheinmetall-Aktie weiter nach oben zu treiben. Er sollte vielmehr wählen gehen, um dafür zu sorgen, dass demokratische Parteien die Mehrheit in den Parlamenten behalten. Hilfreich wäre auch, die nörgelnden Nachbarn davon zu überzeugen, welch privilegiertes (und sicheres) Leben sie doch eigentlich führen. Empfohlen seien ferner ehrenamtliches Engagement und Spenden an wohltätige Organisationen, um den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu fördern. Das hilft dem Staat weiter als der Kauf eines Rüstungsfonds.

Wer wirklich zur Verteidigungsfähigkeit unseres Landes beitragen möchte, sollte sich bei der Bundeswehr verpflichten. Wem es dann doch lieber ist, es bei einer finanziellen Unterstützung zu belassen, dem sei zum Kauf deutscher Staatsanleihen geraten. Sie sind es, mit denen die Aufrüstung finanziert wird.