Das vergessene Risiko des ersten Investments
FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch über einen wenig beachteten Effekt, der Fondssparpläne ausbremst – und eine mögliche Lösung.
Es ist ein gut gemeinter Ratschlag, und völlig falsch ist er sicherlich nicht: Fang doch mit einer kleinen Summe an, wenn du dich noch nicht mit großen Beträgen an die Börse traust. Die Mindestsumme für einen Fonds- oder ETF-Sparplan liegt bei vielen Banken mittlerweile bei zehn Euro, mehr als 25 Euro pro Rate verlangen die wenigsten.
Doch ein Punkt wird dabei gerne ausgeblendet: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Kunden ihren 25-Euro-Sparplan zwar jahrelang laufen lassen, den Betrag aber nie erhöhen, obwohl sie sich längst höhere Raten leisten könnten und sollten.
"Anker-Effekt"
Untersucht haben dieses Phänomen zwei Professoren der Seton Hall University im US-Bundesstaat New Jersey gemeinsam mit einem Verhaltenswissenschaftler des Marktforschungsinstituts Ipsos. Für eine im "Journal of Behavioral Finance" veröffentlichte Studie analysierten sie das Verhalten von mehr als 150.000 Brokerage-App-Kunden. Demnach entsprach die Summe bei 19 Prozent aller Aktienkäufe exakt dem Betrag der ersten Order. Es handelt sich um den klassischen "Anker-Effekt", der bei zahlreichen Entscheidungen zu beobachten ist: Eine anfängliche Information gilt als Maßstab, selbst wenn sie völlig irrelevant ist.
Aushebeln ließe sich dieser Effekt recht einfach mit einer Dynamik-Klausel: Solange der Kunde nicht widerspricht, steigt die Summe jährlich um einen gewissen Prozentsatz. Im Versicherungsbereich sind solche Vereinbarungen längst üblich. Warum eigentlich nicht bei Fondssparplänen?