Vertriebsprovision: Problematisches Betriebsgeheimnis
FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch über das Schweigen vieler Depotbanken und Maklerpools, wenn es um Zuwendungen der Fondshäuser geht.
Jeder Vertriebsmanager eines Elektrotechnikkonzerns weiß, wie unübersichtlich es bei den Konditionen zugeht: Den Listenpreis zahlen die wenigsten, diverse Rabatte, Boni und Zuschüsse lassen jedes Gespräch mit dem Großhändler zum tagesfüllenden Termin werden. Wie simpel geht es doch in der Fondsbranche zu! Ein Teil der jährlichen Verwaltungsvergütung ist für die Bestandsprovision reserviert, aus der Depotbank, Pool und Vermittler ihre Ausgaben bestreiten – und gut ist. Wirklich?
Bei genauem Hinsehen läuft es wie in der Elektrobranche: Die Hersteller (Kapitalverwaltungsgesellschaften) gewähren Großhändlern (Depotbanken) unterschiedliche Konditionen (Bestandsprovisionen) für ihr Produkt (Fonds). Was diese dann an ihre Zwischenhändler (Maklerpools) und diese an die Fachmärkte (Vermittler) weiterreichen, ist ebenfalls Verhandlungssache.
Wie in der Elektrobranche bleibt auch im Finanzvertrieb am Ende offen, wer wem was zahlt. Für den Vermittler ist das ein Problem: Er kann kaum überprüfen, ob ihm sein Maklerpool den vereinbarten Provisionsanteil weiterreicht. Dafür müsste er dessen Einkaufskonditionen kennen, die aber als Betriebsgeheimnis gelten. Das ist einerseits verständlich – auch der Elektrogroßhandel verrät dem Fachmarkt nicht, welche Marge er mit Steckdosen macht. Andererseits zwingt Mifid II Plattformen und Pools dazu, dem Endanleger die Provision auf den Cent genau offenzulegen. Diese Transparenz sollten sie auch dem Vermittler gewähren.
Welche Bestandsprovision zahlen Kapitalverwaltungsgesellschaften den Fondsplattformen? Was wird an die Maklerpools weitergereicht? Und wie kann der Vermittler überprüfen, ob er tatsächlich die vereinbarte Courtage erhalten hat? Eine ausführlichen Artikel dazu lesen Sie in FONDS professionell 2/2022 ab Seite 312 oder hier im E-Magazin (Anmeldung erforderlich).
Kommentare
Alles ist ganz einfach
AntwortenDer Maklerpool weißt in Euro und Cent aus, was er für die zugeordnete Vermittlernummer von einer Depotbank an Provision in einer Summe erhält, zieht seinen Anteil nach Vertrag und Stufe ab und überweist den Rest. Aber nein, es wird ein hochkomplexes System geschaffen, bei dem es sogar Provisionen über 100 % geben soll und dann wird abgegrenzt zwischen Bestand, Servicegebühr, Abschlussprovision, Honoraren, Fonds mit Kickback, Fonds ohne Kickback usw. Auf die einfach Frage nach Transparenz wird vom Maklerpool seines ehemaligen Vertrauens erst einmal überhaupt nicht geantwortet und dann auf AGBs und Courtagetabellen verwiesen. Wirklich erbärmlich. Der Bericht trifft die Problematik auf den Kopf. Doch interessieren wird es wieder mal keinen. Den einen ist es egal, ob Sie 10 TEUR mehr oder weniger erhalten, die anderen haben keinen A.... in der Hose und die Dritten verstehen überhaupt nicht, um was es da eigentlich geht. Eine Branche, die Ihren Ruf wieder einmal mehr als verdient. Mehr als beschämend.
fondsfueralle am 18.06.22 um 12:38