Was für die Suppe gilt, passt auch fürs Depot
FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch über die Vermarktung und die Wirkung nachhaltiger Geldanlagen.
Wenn der Redaktionsschluss naht, muss zu Mittag mitunter eine Fertigsuppe reichen. Auch die gibt es längst in der Biovariante, im Mehrwegglas mit regionalen Zutaten – Sinnspruch auf dem Etikett inklusive: "'Was soll einer alleine schon erreichen?' … fragte sich die halbe Menschheit."
Wer zynisch ist, tut das als Lebensweisheit auf Glückskeks-Niveau ab. Wahrscheinlich ließe sich dem Hersteller sogar Greenwashing unterstellen, denn auch dieses Biosüppchen wird einen ordentlichen CO2-Fußabdruck hinterlassen, wenn man die Emissionen der Glasproduktion, den Transport im Diesel-Lkw und das Erhitzen auf der elektrischen Herdplatte einberechnet.
Den Hebel nicht kleinreden
Es stimmt schon: Der nächste Dürresommer oder die Polkappenschmelze lassen sich mit dem Verzehr eines Ökosüppchens sicherlich nicht verhindern. Aber darum geht es nicht. Der Hersteller hinterfragt vielmehr augenzwinkernd die verbreitete "Bringt ja sowieso nichts"-Haltung, deretwegen das Rad im Keller bleibt, während das Auto eifrig Kilometer sammelt.
Von diesem Marketing dürften sich die Asset Manager und der Finanzvertrieb gern etwas abschauen. Sie sollten ehrlich kommunizieren, dass sich mit einem Nachhaltigkeitsfonds nicht die Welt retten lässt – und dass der Kauf eines "grünen" Fonds keinesfalls dazu geeignet ist, die eigenen Treibhausgasemissionen zu kompensieren. Die Anbieter müssen den Hebel, den die Branche als Ganzes in der Hand hat, aber auch nicht kleinreden. Was soll ein einzelner Investor schon erreichen? … fragte sich die Hälfte aller Anleger.