Der gemeinnützige Wissenschaftsverein FIRST hat das FNG-Siegel 2025 an 222 Publikumsfonds vergeben. 87 Anbieter hatten sich mit insgesamt 240 Fonds um eines dieser Nachhaltigkeitsratings beworben. 18 der eingereichten Produkte konnten die Mindestanforderungen nicht erfüllen und erhielten kein Siegel.

Damit ist die Zahl der Fonds, die ein FNG-Siegel tragen dürfen, das zweite Mal in Folge gefallen. Im Herbst 2022 waren noch 297 Sondervermögen ausgezeichnet worden, im Jahr darauf dann 279 Fonds. In den Jahren davor war die Zahl der Finanzprodukte mit FNG-Siegel allerdings rasant gestiegen. Roland Kölsch, der bei FIRST das FNG-Siegel verantwortet, vermutet mehrere Gründe für die Zurückhaltung der Asset Manager: Zum einen stünden regulatorische Änderungen an, etwa mit Blick auf die Fondsnamen und die EU-Offenlegungsverordnung, zum anderen sei die ESG-Euphorie der vergangenen Jahre einer allgemeinen Ernüchterung gewichen – Kölsch spricht von einer "Marktgesundung".

Instrument gegen Greenwashing-Vorwürfe
Um ein FNG-Siegel zu erhalten, muss ein Fonds gewisse Mindeststandards einhalten und eine explizite Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen. Investmentprodukte, die sich in den Bereichen "institutionelle Glaubwürdigkeit", "Produktstandards" und "Portfolio-Fokus" besonders hervorheben, erhalten bis zu drei Sterne. In diesem Jahr haben 109 Fonds diese höchste Auszeichnung erhalten. Initiiert wurde das Siegel vom Fachverband Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG). Die Bewertung der Fonds nimmt Advanced Impact Research (AIR) vor, ein Spin-off der Universität Hamburg.

"Artikel-8-Fonds machen innerhalb der EU-Offenlegungsverordnung weiterhin ein Sammelbecken aus. Darum ist es nicht verwunderlich, dass mehr als drei Viertel aller eingereichten Finanzprodukte für das Siegel aus diesem Bereich kommen, um sich mittels einer externen Due-Diligence als qualitativ wertvoll klar zu unterscheiden", erläutert Kölsch. In Zeiten, in denen es mehr Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen gebe als konventionelle Fonds, sei das Risiko von Greenwashing nicht geringer geworden. "Selbst die Produktanbieter vermarkten manche ihrer Artikel-8-Produkte gar nicht explizit als nachhaltige Geldanlagen", sagt Kölsch. "In diesem Umfeld bleibt es wichtig, eine gut gemachte nachhaltige Geldanlage anhand eines einfachen Gütezeichens zu erkennen." Dies solle das FNG-Siegel als Qualitätsstandard leisten.

Zwei zusätzliche Siegel-Kategorien geplant
"Eine unabhängige Überprüfung der verschiedenen Anlagestile und die Analyse der oft komplexen Werkzeuge, mit denen Nachhaltigkeit in Finanzprodukten umgesetzt wird, ist gerade in Zeiten, in denen alle Anlegende auf dieses Zukunftsthema in der Finanzberatung angesprochen werden müssen, wichtig bei der Auswahl glaubwürdiger Finanzprodukte", meint Timo Busch, Professor an der Universität Hamburg und wissenschaftlicher Leiter des AIR-Teams.

Künftig soll es das FNG-Siegel mit zwei zusätzlichen Ausprägungen geben. "Transition" (wird grün/nachhaltig) und "Sustainable" (ist bereits grün/nachhaltig). Diese orientieren sich an der Empfehlung, bei der geplanten Überarbeitung der EU-Offenlegungsverordnung entsprechende Produktkategorien einzuführen. Mit den neuen Siegel-Ausprägungen solle "ein Beitrag zur Vereinfachung der viel zu komplexen und nicht ineinandergreifenden bisherigen Regulatorik geleistet werden", teilt FIRST mit. (bm)


Eine Liste aller Fonds mit FNG-Siegel 2025 finden Sie hier (externer Link).