Acatis beendet Zusammenarbeit mit Gané
Seit vielen Jahren managen die Gané-Gründer Uwe Rathausky und Henrik Muhle den milliardenschweren Acatis Value Event Fonds – mit beachtlichem Erfolg. Umso überraschender erscheint die Nachricht, dass sich Acatis nun von Gané trennt. Doch im Hintergrund gärte es wohl schon länger.
Der rund acht Milliarden Euro schwere Acatis Value Event Fonds wird künftig nicht mehr von der Aschaffenburger Investmentboutique Gané verantwortet. Das geht aus einer Mitteilung der Frankfurter Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) Acatis Investment hervor. Die Zusammenarbeit werde per Ende März beendet. Von da an werden nicht mehr Uwe Rathausky und Henrik Muhle die Geschicke des Topsellers lenken. Übernehmen wird Johannes Hesche, Partner und Leiter des qualitativen Portfoliomanagements bei Acatis. Er wird künftig für die Auswahl der Aktien und Anleihen sowie die Steuerung der Allokation des 2008 aufgelegten Fonds verantwortlich zeichnen. Unterstützt werden soll Hesche dabei von Acatis-Gründer Hendrik Leber.
Die Trennung kommt einerseits überraschend, schließlich sprechen die gute Performance und der hohe Absatz dafür, dass in den vergangenen Jahren sowohl Acatis als auch Gané von der Kooperation profitierten. Andererseits hatten sich schon vorher gewisse Unstimmigkeiten angedeutet: So verschwand vor rund anderthalb Jahren der Zusatz Gané aus dem Fondsnamen, aus dem "Acatis Gané Value Event Fonds" wurde der "Acatis Value Event Fonds". Erklärt wurde der Schritt damals mit gewissen markenrechtlichen Aspekten, über die sich die Partner wohl nicht hätten einigen können.
Konkurrenzprodukt bei anderer Verwaltungsgesellschaft
Doch aus welchen Gründen beendet Acatis die Zusammenarbeit nun? "Ein wesentlicher Anstoß zu dieser Entscheidung war die Tatsache, dass die Gané-Verantwortlichen für die Auflegung ihrer beiden neuen Fonds, einem Aktien- und einem Mischfonds, sich für eine andere KVG und nicht für Acatis entschieden haben", erläutert Acatis-Kapitalmarktstratege Stefan Riße auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE.
Das sei so zwar in Bezug auf mögliche Konkurrenzprodukte nicht explizit oder vertraglich vereinbart worden, aber nur, weil sich damals keine der beiden Seiten habe vorstellen können, dass es einmal zu einer solchen Situation kommen würde. "Von unserer Seite hätte es für immer dabei bleiben können, dass Acatis die gesamte Infrastruktur liefert und den Vertrieb übernimmt, während Gané als Fondsberater agiert", so Riße weiter. Zumal die Vergütung für beide Seiten jederzeit sehr fair geregelt gewesen sei.
"Begründung offensichtlich vorgeschoben"
Gané teilte mit, "mit großer Verwunderung" von der bevorstehenden Trennung gehört zu haben – "noch dazu aus der Presse statt von unseren Geschäftspartnern". "Diese Mitteilung ist für uns irritierend, da wir nicht nur den Fonds initiiert und dessen Methodik entwickelt haben, sondern in den vergangenen 15 Jahren auch eine beeindruckende Erfolgsgeschichte mit zahlreichen Auszeichnungen und Höchstbewertungen vorweisen können", so Rathausky und Muhle (lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch: "Was der Fall Acatis/Gané Fondsinitiatoren lehren sollte"). Vor diesem Hintergrund sei die Zusammenarbeit mit Acatis "bislang sehr partnerschaftlich und gut" gewesen.
Den Verweis von Acatis auf die neuen Gané-Fonds möchte das Duo nicht gelten lassen. Diese Begründung sei "offensichtlich vorgeschoben", da beide Produkte ein anderes Risikoprofil bedienten. "Auch Acatis hat in den vergangenen 15 Jahren zahlreiche neue Produkte lanciert, ohne dass wir deswegen unsere Zusammenarbeit in Frage gestellt hätten", heißt es in dem Schreiben.
Erste Vertriebserfolge mit neuen Fonds
Tatsächlich hatte Gané in den vergangenen anderthalb Jahren zwei weitere Publikumsfonds lanciert. Im September 2022 wurde der Gané Global Equity Fund aufgelegt, der mittlerweile gut 200 Millionen Euro verwaltet und auch in Österreich, der Schweiz, Italien und Spanien vertrieben wird. Ende 2023 folgte der Gané Global Balanced Fund, der bislang nur in Deutschland zugelassen ist. Diesen Fonds positionierten Muhle und Rathausky als defensivere Variante des bewährten Acatis-Produkts. Trotz seiner erst wenige Wochen jungen Historie verwaltet der Fonds bereits zwölf Millionen Euro.
Wer eins und eins zusammenzählen könne, für den sei es ein Leichtes zu erkennen, dass mit einer Kombination aus 50 Prozent Gané Global Equity Fund und 50 Prozent Gané Global Balanced Fund sich in etwa die gleiche Strategie mit einer zudem vergleichbaren Zusammensetzung der Einzelwerte bei Aktien umsetzen lasse wie im Acatis Value Event Fonds, erklärte ein Finanzberater gegenüber FONDS professionell ONLINE.
Beim Management soll es so weitergehen wie bisher
An dem bisher verfolgten Ansatz des Acatis Value Event, aktienähnliche Renditen bei deutlich geringerer Volatilität zu erzielen, soll sich auch künftig nichts ändern. Man werde weiterhin an der auch bisher schon von Acatis vorgegebenen Strategie der "geraden Linie" festhalten, heißt es in der Mitteilung des Frankfurter Vermögensverwalters. Die Strategie mit einem konzentrierten Portfolio aus stabilen Qualitätsunternehmen mit reifen Geschäftsmodellen und gut prognostizierbaren Cashflows bleibe eins zu eins erhalten. Der Aktien- sowie der Rentenanteil würden weiterhin klassisch gesteuert, und auf den Einsatz von Derivaten werde man auch künftig verzichten.
"Wir fühlen uns mit dem aktuellen Portfolio und der Aktienquote sehr wohl", lässt sich der neue Fondsmanager Hesche in der Pressemitteilung zitieren. "Wir werden den Fonds kontinuierlich und mit ruhiger Hand weiterführen, so wie es die Anleger von uns gewohnt sind." Hesche ist in der Branche übrigens kein Unbekannter. Gemeinsam mit Leber verantwortet er milliardenschwere Mandate für institutionelle Investoren. Einer breiteren Fachöffentlichkeit ist Hesche bekannt für das Management des Acatis Value und Dividende, der wie der Value Event erfolgreich auf das Konzept eines konzentrierten Portfolios aus reifen Unternehmen mit hohen Cashflows und guter Wertschöpfungsqualität setzt. (hh/bm)