So geht die Chefselektorin von Allianz GI bei der Fondsauswahl vor
Manuela Thies leitet die Fondsselektion bei Allianz Global Investors. Gegenüber FONDS professionell ONLINE erklärt sie ihren Ansatz bei der Auswahl für das Multi-Management-Geschäft des Vermögensverwalters – und sagt, wann sie sich von Zielfonds wieder trennt.
Dachfonds- oder Multi-Manager-Lösungen sind ein wichtiger Baustein unter anderem im Angebot von Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Allein Allianz Global Investors verwaltet im sogenannten Multi-Management-Geschäft mehr als 30 Milliarden Euro in rund 30 Produkten. Lösungen wie der Vermögensmanagement Balance umfassen viele Milliarden Euro. Die Zielfonds für diese Vorzeigeprodukte wählt bei Allianz GI das Selektionsteam um Manuela Thies aus.
Interne und externe Zielfonds konkurrieren
Die Auswahl von aktiv verwalteten Fonds spielt dabei eine wichtige Rolle, doch das AGI-Team setzt teils auch passive ETFs, Derivate und Einzeltitel-Segmente interner Aktien- und Rentenspezialisten ein. Dabei konkurrieren interne und externe Fonds im gleichen Prozess miteinander. "Wir setzen in unserem Multi-Management-Ansatz auf eine offene Architektur", so Thies.
In einem ersten Schritt grenzen die Experten aber die Peergroup nach eigenen Vorgaben ein. Denn erst, wenn der richtige Vergleichsmaßstab gefunden ist, geht es in die quantitative Vorauswahl. Diese reduziert das Universum der potenziellen Zielfonds um etwa 90 Prozent auf eine engere Auswahl von circa 1.500 Fonds. In das dabei bei Allianz GI angewendete Scoringmodell fließen mehrere Faktoren ein: etwa die Wertentwicklung mit 65 Prozent, Risikokennzahlen mit zehn Prozent und die risikoadjustierten Performance-Kennzahlen mit 25 Prozent.
So wird ausgesiebt
Dann geht es in der qualitativen Analyse an die engere Auswahl. Wichtigen Input dafür liefern in der Regel die umfangreichen Fragenkataloge (RfPs), in denen die Fondsgesellschaften detaillierte Fragen zu Organisation, Prozessen und Risikomanagement beantworten. Allianz GI nutzt dazu eine firmeneigene Datenbank, die diese Fragenkataloge automatisch an die Fondsgesellschaften sendet und die Antworten ins System lädt. "Wir mögen Fonds, bei denen die Manager klare Meinungen entwickeln und aktive Positionen eingehen", erklärt die Chefselektorin. Dafür erfolge vor jedem Investment eine sehr eingehende Due Diligence. Besonders wichtig sind auch das Zusammenspiel und die Interaktion der selektierten Strategien, denn am Ende muss das Gesamtergebnis passen.
Ist ein Zielfonds erst einmal in der Selektion und damit in den Multi-Management-Produkten angekommen, dann wird er nicht bei der ersten geringen Performance-Schwäche ausgetauscht: "Bei anhaltender Underperformance suchen wir das Gespräch, um die Ursachen zu eruieren", erklärt Thies. Doch es gibt auch Fälle, in denen rasch gehandelt wird: Bei einem Abweichen von der bislang vermittelten Investmentstrategie oder wenn ein anderes Produkt im entsprechenden Marktumfeld mehr überzeugt, wird die Position getauscht.
Handlungsbedarf bei Fondsmanagerwechsel
Einen Sonderfall stellen Fondsmanagerwechsel dar: "Im Falle von Fondsmanagerwechseln ist es essenziell, den potenziellen Einfluss des Managerwechsels auf die zukünftige Performance des Produktes zu bewerten", so die Top-Selektorin. "Je relevanter die Rolle des Fondsmanagers im Entscheidungsprozess für die Performance des Produktes war, und je weniger überzeugend die Nachfolgeregelung, desto eher reduzieren wir die Position oder verkaufen komplett." (jh)
Einen ausführlichen Artikel über Fondsselektion finden Sie in FONDS professionell-Ausgabe 1/2025 ab Seite 310 oder nach Anmeldung hier im E-Magazin.