Asset Manager: "Wir wollen mit Waffen kein Geld verdienen"
Rüstungsaktien stehen hoch im Kurs – auch bei vielen Fonds- und ETF-Anbietern. Die Pax-Bank für Kirche und Caritas lässt von derartigen Investments aber die Finger, erläutert deren Engagement-Manager Tommy Piemonte.
Nachdem Vermögensverwalter wie die DWS und Allianz Global Investors einige Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen teilweise für Rüstungsinvestitionen geöffnet haben, will die Pax-Bank für Kirche und Caritas (Pax-BKC) an ihrem Waffen-Bann festhalten. Das genossenschaftliche Institut aus Paderborn verwaltet in seinen Publikumsfonds derzeit fast zwei Milliarden Euro.
"Wir halten auch weiterhin an unseren Rüstungsausschlüssen fest. Wir werden unsere Publikumsfonds nicht für Rüstungsunternehmen öffnen", sagte Engagement-Manager Tommy Piemonte in einem Interview mit "Bloomberg News". Sämtliche Fonds des Instituts sind nach Artikel 8 der Offenlegungsverordnung eingestuft. Bei solchen Fonds galten Investitionen in Rüstungswerte bei vielen Asset Managern lange Zeit als Tabu. Der Krieg in der Ukraine und Unklarheiten zur Rolle der USA in der Nato haben bei einigen Vermögensverwaltern allerdings zu einem Umdenken geführt. Doch längst nicht alle halten Waffen in nachhaltigen Fonds für angebracht.
"Waffen sind nicht nachhaltig"
"In der katholischen Soziallehre steht Frieden über allem. Waffen verletzen und töten Menschen, und das wollen wir nicht", erklärte Piemonte. "Wir sagen nicht, dass Waffen nicht notwendig sind. Sie sind es, etwa für die Polizei und die Verteidigung. Nur wollen wir damit kein Geld verdienen – und sie sind nicht nachhaltig."
Auch Aufseher äußern sich zurückhaltend. "Es gibt unter anderem eine Debatte darüber, ob Investitionen in die Verteidigung auch als Investitionen im Sinne von ESG gelten könnten", erklärte Laura van Geest, Chefin der niederländischen Finanzaufsicht AFM, in einem "Bloomberg"-Interview. "Damit sind wir nicht einverstanden und würden es auch nicht empfehlen."
Keine Rüstungsinvestments in Artikel-8-Fonds
Neben der Pax-BKC hält auch die Dekabank, das Fondshaus der deutschen Sparkassen, am Rüstungsausschluss in ihren Artikel-8-Fonds fest. "Es gibt ja überhaupt gar keinen Grund, etwas in einer nachhaltigen Entity zu machen, wenn ich es auch nicht-nachhaltig machen kann. Dann habe ich diese Diskussion gar nicht", hatte Matthias Danne, Vize-Chef der Dekabank, erst vor wenigen Tagen bei einer Konferenz in Frankfurt erklärt. Stattdessen legte die Deka den nicht-nachhaltigen Fonds Deka-Security and Defense auf, der unter anderem in Rüstung investiert. Auch bei Union Investment, dem Fondsanbieter der Genossenschaftsbanken in Deutschland, sind Rüstungswerte in Artikel-8-Fonds tabu. Es gebe keine Pläne, die Anlagerichtlinien zu ändern, sagte ein Sprecher.
Bei der Pax-BKC sehen die Ausschlüsse unter anderem vor, dass nicht in Aktien von Unternehmen investiert werden darf, die über drei oder fünf Prozent ihres Umsatzes mit Rüstung erzielen. Bei Staatsanleihen gilt, dass Länder nicht über vier Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für Rüstung ausgeben dürfen. Die Nato-Staaten hatten sich allerdings vor wenigen Tagen darauf verständigt, künftig fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. Was bedeutet das jetzt für den Kauf von Anleihen dieser Länder? "Wir überprüfen und entwickeln unseren Kriterienfilter ständig weiter", erklärte Piemonte, ohne dabei ins Detail zu gehen.
Vorwürfe an Waffenhersteller
Mit Blick auf börsengelistete Waffenhersteller geht Piemonte davon aus, dass diese derzeit keine Finanzierungsprobleme hätten. Grundsätzlich liege ohnehin die Vermutung nahe, dass Aktieninvestoren vor allem von der Performance der Aktien profitieren wollen.
Piemonte wirft Waffenherstellern vor, ihre Produkte auch in solche Länder zu exportieren, in denen offensichtlich Menschenrechte verletzt würden, sofern es dafür Exportlizenzen gebe. Sie seien profitorientiert. Die Hersteller seien "nicht verpflichtet, menschenrechtliche Sorgfaltspflichten anzulegen", sagte Piemonte. "Verletzung von Menschenrecht – das widerspricht unserer Definition von Nachhaltigkeit." Ähnlich hatte sich bereits im März Hadewych Kuiper, die Chefin von Triodos Investment Management, geäußert. (Bloomberg/fp)