Bericht: Hunderten ETFs droht Verlust des ESG-Siegels
Der Indexanbieter MSCI überarbeitet seine Kriterien, wie er Nachhaltigkeitsnoten vergibt. Das hat offenbar Folgen für viele börsengehandelte Indexfonds. Die Zahl der als besonders nachhaltig klassifizierten Fonds soll demnach einbrechen, so die "Financial Times".
Hunderte börsengehandelte Indexfonds (ETFs) stehen vor einer Herabstufung oder gar dem Verlust des Nachhaltigkeitsratings. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung "Financial Times" und beruft sich auf eine unveröffentlichte Analyse von iShares, dem ETF-Anbieter des US-Fondsriesen Blackrock. Demnach führe ein Umbau bei dem Indexanbieter MSCI dazu, dass bei zahlreichen ETFs die Bewertung anhand ökologischer, sozialer und ethischer Aspekte (ESG) heruntergesetzt werde.
Das iShares-Papier kalkuliert, wie viele ETFs mit welchen Folgen betroffen sind. Der Analyse zufolge soll die Zahl europäischer ETFs mit einem "AAA"-ESG-Rating von MSCI von 1.120 auf lediglich 54 fallen. Die Zahl der Fonds ohne Nachhaltigkeitsnote steige hingegen von 24 auf 462, berichtet die "FT". Insgesamt sollen 1.476 ETFs ein geringeres Rating erhalten, 905 bleiben unverändert und nur 78 erhalten eine bessere Note.
Hintergrund sei, dass MSCI die Kriterien deutlich verschärfe, heißt es weiter. Mit dem Schritt reagiere der Indexanbieter auf den wachsenden Druck der Aufseher, "Greenwashing" zu vermeiden. Die unveröffentlichte iShares-Analyse beschränkt sich nur auf ETFs. Die von MSCI avisierten Änderungen beim ESG-Rating könnten aber auch erhebliche Folgen für aktive Fonds haben, ergänzt die "FT".
Weniger Fonds mit Bestnoten
Unter den Indexfonds, die komplett ihre Note verlieren, seien mehr als 400 Swap-ETFs. Diese bilden ihren Vorbildindex über Derivate ab und halten nicht die eigentlichen Wertpapiere im Portfolio. Bislang bewerte MSCI bei den ESG-Noten von Swap-ETFs das Portfolio der Sicherheiten, die für die Derivate hinterlegt sind – nicht jedoch die Titel des Index, der abgebildet wird, so die "FT". Diese Praxis wolle der Indexanbieter ändern.
MSCI wollte das Ausmaß der Herabstufungen nicht kommentieren. Das Unternehmen teilte der "FT" zufolge mit, dass seine Änderungen "dazu führen werden, dass weniger Fonds mit 'AAA' oder 'AA' bewertet werden und die Volatilität der ESG-Fondsratings reduziert wird, was von unserer Kundenbasis weitgehend unterstützt wird". Zudem arbeite das Haus daran, bei Swap-ETFs die Titel des zugrundeliegenden Barometers bei der ESG-Notengebung zu berücksichtigen und nicht mehr das aus Sicherheiten bestehende Portfolio. (ert)