"Der ETF bietet auch in Schockphasen verlässlich Liquidität"
Der Internationale Währungsfonds machte jüngst in einer Studie eine Gruppe von Anleihen-ETF-Anlegern als mögliche Unruhestifter aus. Diese heizen in Stressphasen Turbulenzen an den zugrunde liegenden Bondmärkten an. Analysten der DWS-Marke Xtrackers haben sich die Studie genauer angeschaut.
Grundsätzlich leisten einer Einschätzung der Fondsgesellschaft DWS zufolge börsengehandelte Fonds (ETFs) das, was sie sollen. "Der ETF bietet auch in Schockphasen verlässliche Liquidität", meint Lukas Ahnert, Produktspezialist für das Passiv-Segment bei der Deutschen-Bank-Tochter. Diese Liquidität sei über zwei Schichten hinweg gewährleistet, "nämlich über den Sekundär- und den Primärmarkt", führt der Xtrackers-Experte aus.
Allerdings scheint es Unterschiede zu geben, je nachdem welche Investorengruppe die ETFs hält. Dies zeigte jüngst eine Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF), wie FONDS professionell ONLINE berichtete. Demnach nimmt die Volatilität in den zugrunde liegenden Anleihenmärkten zu, je höher der Anteil institutioneller Investoren an dem jeweiligen ETF-Segment ist. So würden Profianleger in Stressphasen bei US-Unternehmensanleihen häufig Anteile an ETFs kaufen und verkaufen – und somit auch den zugrunde liegenden Bondmarkt in Unruhe versetzen.
Klare Unterscheidung
"Im Kern zeigt die Studie, dass ETFs zwar grundsätzlich helfen, Volatilität im Markt zu reduzieren – allerdings mit einem klaren Unterschied zwischen Retail- und institutionellen Investoren in Stressphasen", kommentiert Ahnert auf Anfrage von FONDS professionell die Studienergebnisse. "Retail-Investoren wirken tendenziell stabilisierend, weil sie in Stressphasen weniger zu Fire Sales neigen", führt Ahnert aus. "Institutionelle Anleger hingegen nutzen ETFs gezielt als Liquiditätsinstrument – was temporär zu höherer Volatilität im zugrunde liegenden Fixed-Income-Markt führen kann."
Das Wachstum des passiven Investmentstils wirft Fragen auf. Manche aktive Manager keilen mit halbgaren Argumenten gegen die günstige Konkurrenz. Doch es gibt auch fundierte Einwürfe über mögliche Auswirkungen des ETF-Booms. Details dazu lesen Sie in Ausgabe 2/2025 von FONDS professionell. Angemeldete Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin.
Doch selbst in kritischen Marktphasen würden die Handelsvolumen im Sekundärmarkt der Bond-ETFs hoch bleiben, meint Ahnert. Institutionelle Anleger wiederum könnten über den Primärmarkt Anteile auflösen und damit Liquidität einlösen. "Gerade im Fixed-Income-Bereich sehen wir, dass institutionelle Investoren klar den ETF bevorzugen – gegenüber Publikumsfonds, deren Liquidierung in Stressphasen schlicht zu teuer wäre und der Preis oft ungewiss", ergänzt Ahnert.
Preisverwerfungen vermeiden
ETF-Anteile können einerseits über die Börse gehandelt, andererseits bei bestimmten Handelspartnern des ETF-Anbieters aufgelegt und zurückgegeben werden. Diese Partner halten die Titel eines ETF-Portfolios häufig in ihrem Handelsbuch – sodass bei ETF-Anteilsrückgaben nicht immer auch die zugrunde liegenden Wertpapiere gehandelt werden müssen. Gerade bei weniger liquiden Anleihen kann dies Preisverwerfungen vermeiden, da nicht so viele Stücke auf den Markt kommen, wie frühere Analysen des IWF zeigten.
Mit dem Boom und dem zunehmenden Gewicht börsengehandelter Fonds an den Finanzmärkten wächst auch die Furcht vor möglichen Folgen eines rein passiven Investmentstils. Kritiker mahnen immer wieder vor der Gefahr von Preisverwerfungen oder Enttäuschungen für die Anleger. (ert)