ESG-Namensleitlinie: Umbenennungen in vollem Gange
Nachhaltige Fonds verlieren weiter an Anlagevolumen, so eine aktuelle Studie von Scope. Die neue ESMA-Namensleitlinie dürfte in den kommenden Wochen noch für zahlreiche Umbenennungen sorgen.
Fonds, die gemäß EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) als nachhaltig gelten, verwalten heute weniger Vermögen als noch vor zwölf Monaten. Zugleich nutzen Fondsanbieter Nachhaltigkeitsbegriffe deutlich zurückhaltender. Das meldet das Fonds-Analysehaus Scope.
Vom Verkaufsschlager zum Ladenhüter
Laut Scope verwalteten Fonds nach Artikel 8 und 9 SFDR Ende Februar 4,57 Billionen Euro, nachdem es ein Jahr zuvor 4,62 Billionen Euro gewesen waren. Gleichzeitig stieg ihre Zahl erstmals auf mehr als 7.000. Im Februar 2024 hatte die Zahl der nachhaltigen Produkte bei gut 6.800 gelegen. Doch der zahlenmäßige Anstieg an nachhaltigen Fonds hat sich gegenüber den Vorjahren deutlich verlangsamt.
Das hat nach Einschätzung von Scope-Analyst Laszlo Harsanyi mehrere Gründe: Zum einen habe die strengere Regulatorik durch SFDR Stufe 2 und die ESMA-Leitlinie zu Fondsnamen dazu geführt, dass Asset Manager vorsichtiger mit ihren Nachhaltigkeitsangaben geworden sind. Zum anderen habe ESG aber in den vergangenen Jahren bei der Performance deutlichen Gegenwind erfahren. Entsprechende Investments reagierten besonders sensitiv auf höhere Leitzinsen. Außerdem führten politische Entwicklungen und Marktveränderungen zu mehr Skepsis gegenüber Nachhaltigkeit und damit teils zu einer Distanzierung von ESG-Investitionen, so Harsanyi.
Welle der Namensänderungen
Weitreichende Auswirkungen hat auch die ESMA-Leitlinie zu nachhaltigkeitsbezogenen Begriffen in Fondsnamen. Sie verlangt von Fonds, die einen Begriff mit ESG-Bezug verwenden, dass mindestens 80 Prozent des Vermögens in Übereinstimmung damit investiert sein müssen. Die Leitlinie ist seit 21. November 2024 für neu aufgelegte Fonds anzuwenden und tritt für alle bestehenden Fonds am 21. Mai 2025 in Kraft.
Seit der ersten Scope-Untersuchung zu Fondsnamen im Oktober 2024 hat sich die Zahl der Produkte mit ESG-Bezug im Namen von 2.401 auf 2.233 verringert. Das Volumen derartiger Fonds ist demnach von rund 1.240 auf 990 Milliarden Euro deutlich gesunken. Am stärksten abgenommen hat laut Harsanyi die Verwendung von Begriffen aus dem Bereich "Umwelt". Scope erwartet in den kommenden Wochen weitere Umbenennungen. (jh)