Aus der Multiple-Opportunities-Strategie des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch ziehen Anleger seit Anfang 2023 jedes einzelne Quartal netto Geld ab. Das zeigt eine Auswertung von Morningstar-Daten durch FONDS professionell ONLINE (siehe auch die Grafiken in der Bilderstrecke oben).

Die Nettomittelabflüsse aus den beiden fast identisch gemanagten Mischfonds FvS SICAV Multiple Opportunities und FvS Multiple Opportunities II von Anfang 2023 bis Mitte 2025 summieren sich auf gut 6,8 Milliarden Euro. Das Volumen der Flaggschiffstrategie des Vermögensverwalters lag per Ende Juni dieses Jahres bei gut 34 Milliarden Euro. Im Herbst 2021 waren zeitweise rund 40 Milliarden Euro in die beiden Publikumsfonds investiert gewesen.

In neun von zehn Kalenderjahren vor den Mitbewerbern
Die Zahlen zeigen erstens, wie schwer es Mischfonds seit einiger Zeit generell im Vertrieb haben. Bei Flossbach von Storch kommt zweitens hinzu, dass die beiden Multiple-Opportunities-Fonds vor 2023 über viele Jahre hinweg zu den absoluten Topsellern der Branche gehörten. Dass nach einer solchen Phase ein gewisser Sättigungseffekt eintritt und sich Anleger und Finanzberater nach anderen Produkten umsehen, erstaunt nicht.

Anders als bei anderen ehemaligen Topsellern sind die Abflüsse jedenfalls nicht in erster Linie mit der Performance zu erklären: In neun der vergangenen zehn Kalenderjahre ließ Starmanager Bert Flossbach die meisten seiner Mitbewerber hinter sich – oft mit Abstand. Nur 2022 schnitt er einen Hauch schlechter ab als der Durchschnitt der Morningstar-Vergleichsgruppe. Auf Sicht von 15 Jahren gehört Flossbach dem Datenanbieter zufolge zu den besten sechs Prozent seiner Kategorie, auf Zehn-Jahres-Sicht immer noch zu den besten 16 Prozent.

"Wir gehen nicht davon aus, dass dieser Trend alsbald abgeschlossen sein wird"
Christian Schlosser, Partner und Vertriebsverantwortlicher bei Flossbach von Storch, ordnet die Zahlen auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE ein: "Die Abflüsse kommen für uns nicht überraschend", sagt er. "Wir haben in den 'Nullzinsjahren', insbesondere mit Ausbruch der Pandemie, weit überproportional vom Boom der Multi-Asset-Produkte profitiert." Das gelte vor allem für die beiden Multiple-Opportunities-Fonds. "Mit der Rückkehr des Zinses hat sich dieser Trend umgekehrt und damit 'normalisiert' – das dauert eine ganze Weile", sagt Schlosser. "Und wir gehen auch nicht davon aus, dass dieser Trend alsbald abgeschlossen sein wird."

Der Anspruch der Multiple-Opportunities-Fonds sei es, "langfristig auskömmliche Renditen zu erwirtschaften und in Stressphasen die Nerven der Anleger zu schonen, so wie zuletzt im April geschehen", so Schlosser. "Dass wir aufgrund der robusten Portfoliostruktur und Positionierung in sehr guten Börsenphasen dem Markt nicht selten ein Stück hinterherlaufen, nehmen wir billigend in Kauf."

Die freien Berater halten Flossbach die Treue
Interessant ist, dass die Multiple-Opportunities-Strategie insgesamt zwar Mittelabflüsse verbucht, im freien Vertrieb mittlerweile aber wieder gut angenommen wird. Diesen Schluss lässt die Maklerpool-Umfrage zu, mit der FONDS professionell halbjährlich die Topseller im freien Vertrieb ermittelt. Demnach tauchte der FvS SICAV Multiple Opportunities im ersten Halbjahr 2025 erstmals seit zwei Jahren wieder in den Top-20 auf. Details veröffentlicht die Redaktion in Ausgabe 3/2025 von FONDS professionell, die Ende September erscheint.

Das Gros der Abflüsse dürfte also auf den Bankenvertrieb entfallen. Die Multiple-Opportunities-Fonds stehen seit vielen Jahren auf den Empfehlungslisten vieler Institute und sind deshalb in zahlreichen Kundendepots hoch gewichtet. Diese Gewichtung wird offensichtlich seit einiger Zeit sukzessive reduziert.

"Wir alle müssen inzwischen härter für unser Geld arbeiten"
Wichtig zu wissen ist, dass Flossbach von Storch den Mittelabflüssen nicht tatenlos zusieht: Der Vermögensverwalter hat in den vergangenen Jahren einiges in die Betreuung seiner Vertriebspartner und Anleger investiert. Nach außen wohl am deutlichsten sichtbar wird das über den eigenen Bus, den sich der Asset Manager vor knapp einem Jahr zulegte. Genutzt wird er vor allem von den Kapitalmarktstrategen des Hauses, die viel bei Kunden unterwegs sind, um ihnen die Anlagestrategie des Hauses zu erklären. Sie können nun deutlich mehr Termine wahrnehmen als früher.

"Wir hatten enormen Rückenwind, zum einen dank unserer guten Performance, zum anderen durch die allgemein hohe Nachfrage nach Multi-Asset-Lösungen", sagte Firmengründer Kurt von Storch im vergangenen November im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. "Doch es war klar, dass dieser Rückenwind eines Tages nachlassen wird. Wir alle müssen inzwischen härter für unser Geld arbeiten. Und wir müssen dafür sorgen, dass wir die Kunden und die Kunden uns wirklich gut kennen. Dabei hilft uns der Bus enorm." (bm)