Fondshaus: Portfolio-Dekarbonisierung verschlimmert das Problem nur
Viele Investoren meiden emissionsintensive Unternehmen. Damit ziehen sie auch Kapital aus Schwellenländern ab, wo es dringend gebraucht würde, um den Übergang zur Klimaneutralität zu schaffen, warnt John Green vom Vermögensverwalter Ninety One.
Wer Unternehmen aus Schwellenländern aus dem Portfolio streicht, weil sie zu viel CO2 ausstoßen, entzieht diesen Ländern dringend benötigtes Kapital – und macht es ihnen so schwerer, den Übergang in die Klimaneutralität zu finanzieren. Darauf weist John Green hin, Chief Commercial Officer des Vermögensverwalters Ninety One. "Viele Asset Owner und Investmentmanager haben sich Ziele für die Dekarbonisierung ihrer Portfolios gesetzt", schreibt er. Doch eine "mechanische Anwendung dieser Vorgaben" hat seiner Meinung nach häufig schlicht Desinvestitionen genau in den Ländern zur Folge, die Kapital brauchen, um die Transition in Richtung Netto-Null zu stemmen.
In Schwellenländern entsteht aktuell etwa die Hälfte der weltweiten Treibhausgasemissionen. In den kommenden 15 Jahren werden zusätzliche Emissionen immer öfter von dort kommen. Green schätzt, dass Schwellenländer 90 bis 100 Prozent des Anstiegs ausmachen könnten. "Um diese Herausforderung effektiv anzugehen und echte realwirtschaftliche Veränderungen herbeizuführen, müssen bedeutende Summen an Kapital aus dem privaten Sektor in Investitionen in den Schwellenländern fließen", sagt er. Kapitalgeber könnten Finanzierungen zum Beispiel an die Bedingung knüpfen, dass Unternehmen glaubwürdige Transitionspläne und regelmäßige Fortschrittsberichte bereitstellen.
Nur ein Fünftel finanziert Transition
"Asset Owner und Investmentmanager, die emissionsintensive Unternehmen – vor allem aus Schwellenländern – aus ihren Portfolios ausschließen, lassen wirkungsvolle Hebel im Kampf um die Erreichung der Netto-Null-Ziele ungenutzt", kritisiert Green. Dabei betrachten 60 Prozent der Fondsmanager die Bekämpfung des Klimawandels als ihr strategisches Ziel. Das geht aus der Ninety-One-Studie "The rise of transition finance" hervor. Nur 19 Prozent gaben aber an, den Übergang von Unternehmen zur Klimaneutralität tatsächlich zu finanzieren. Und noch weniger, nämlich 16 Prozent, tun dies auch in Schwellenländern. Die Mehrheit von 51 Prozent der Fondsmanager zielt dagegen vor allem darauf ab, Emissionen im eigenen Portfolio zu reduzieren – und verzögert damit womöglich den Umbau der Wirtschaft in den Schwellenländern. (fp)