Medtech als Outperformer im Gesundheitssektor
Gesundheit zählt zu den Megatrends in der Investmentwelt, doch nicht immer erfüllen sich die Performance-Hoffnungen. Einen starken Unterschied mit Blick auf Rendite und Volatilität macht die Auswahl der Subsektoren, sagt Christoph Gubler vom Schweizer Spezialisten MIV.
Healthcare ist an den globalen Börsen der viertgrößte Sektor nach IT, Finanzen und Industrie: Er nimmt rund elf Prozent der Marktkapitalisierung im MSCI World ein. Dass Gesundheit wegen der Alterung der Bevölkerung und der damit verbundenen steigenden Ausgaben langfristig ein Kernthema sein wird, ist klar. Dennoch: Ein Selbstläufer ist der Bereich für Aktienanleger nicht.
So lieferte etwa die dominante Healthcare-Sparte Pharma im MSCI World in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten nur rund drei Prozent jährliche Performance. Indes waren es im kleineren Sektor Gesundheitstechnologie (Health-Tech) fast acht Prozent, sagte Christoph Gubler, Geschäftsführer und Portfoliomanager bei MIV Asset Management, bei einer Präsentation in Wien. Gubler und Team beschäftigen sich seit Ende der 2000er Jahre in ihrem einzigen Fonds, dem MIV Global Medtech Fund, ausschließlich damit. Medizintechnik biete ein überdurchschnittlich gutes Chancen-Risiko-Profil, sagt Gubler.
Top-3-Sektoren
Medtech-Unternehmen würden im MSCI World gemeinsam mit den Halbleiter- und den Software-Titeln zu den drei Top-Sektoren zählen, die seit 1999 ein jährliches Gewinnwachstum von an die zehn Prozent ablieferten. Hauptsächlich finde man in der Medtech-Branche Wachstumstitel; Dividendenkaiser muss man in anderen Sparten suchen. Umgekehrt sei die Volatilität in keinem MSCI-Sektor so tief wie bei Medtech, so Gubler. Damit sei das Wachstum relativ stabil.
Medizintechnikunternehmen seien zum Beispiel weniger als die Pharmaindustrie getrieben vom Druck, nach Patentablauf erneut ein entwicklungsintensives Blockbuster-Medikament auf den Markt zu bringen. Im Vordergrund stünden die laufenden Technologieadaptierungen.
Stabile Finanzierungsbedingungen
Gleichzeitig gilt die Finanzierung von Medizintechnologie durch die Gesundheitssysteme als sehr sicher: Geräte, wie Operationsroboter, minimalinvasive Technologien oder Digital-Health-Anwendungen verursachen bei den gesamten Gesundheitsausgaben in der Regel nur einen untergeordneten Aufwand. Im global größten Gesundheitsmarkt, den USA, liegt der Anteil an den Gesamtausgaben etwa nur bei sechs Prozent.
Medtech-Tools werden von Kassen oft gerade deshalb finanziert, weil sie die Effizienz in den belasteten Gesundheitssystemen steigern und die Kosten senken, etwa durch bessere Ergebnisse, schnellere Erholung oder höhere Sicherheit.
Größter reiner Medtechfonds
Der MIV Global Medtech Fund investiert weltweit. Er ist Unternehmensangaben zufolge der größte reine Medizintechnikfonds außerhalb der USA. Vorrangig setzt das Portfoliomanagement auf Blue-Chips und investiert nicht in die Frühphasenentwicklung. "Liquidität ist für uns wichtig, daher gehen wir eher in größere Titel", so Gubler. "Wir haben gute Erfahrung damit gemacht, in etabliertere Firmen zu investieren." Alle Unternehmen müssten einen positiven Cashflow aufweisen.
Bei den Portfoliotiteln erwartet sich Gubler in den kommenden Jahren weiter ein Gewinnwachstum von rund zehn bis 15 Prozent. Angesichts der hohen Gewinnmargen im Sektor sei die derzeit grassierende Verhängung von Zöllen ein eher kleines Problem für die Unternehmen im Fonds. Dennoch müssen auch sie sich den neuen Gegebenheiten stellen. Das Bewusstsein für eine höhere Lieferkettensicherheit und mehr Autarkie bei Produktion und Vertrieb steige. Man sehe eine Diversifizierung bei den Produktionsstandorten, so Gubler.
USA und Schwellenländer
Einen kräftigen Anschub sollen die Emerging Markets leisten. Sie machen zwar über 40 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung aus, ihr Anteil am Medtechmarkt liegt bis jetzt aber unter 20 Prozent. Momentan sind die USA der größte Gesundheitsmarkt der Welt. 18 Prozent des BIP, und damit so viel wie in keiner anderen Volkswirtschaft, fließen in Healthcare.
Die 1997 gegründete und bis vor kurzem eigenständige, managergeführte Zürcher Investmentboutique MIV Asset Management AG wurde Ende 2024 von J. Safra Sarasin übernommen. MIV AM ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) als Anlageverwalter für kollektive Kapitalanlagen zugelassen. (eml)