Milliarden-Hedgefonds will britische Investmentfonds kapern
Der aktivistische Investor Boaz Weinstein attackiert mehrere britische Investmentfonds. Die Wertentwicklung sei schwach, und die Verwaltungsräte hätten tatenlos zugeschaut. Der Aktivist will mit seiner Gesellschaft nun das Steuer bei den Fonds übernehmen. Das ist nicht der erste Angriff.
Der US-Hedgefondsmanager Boaz Weinstein will mit seiner Gesellschaft Saba Capital die Kontrolle über sieben britische Investmentfonds verschiedener Gesellschaften erlangen. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung "Financial Times". Die 5,5 Milliarden US-Dollar schwere Hedgefondsgesellschaft will die Verwaltungsräte der jeweiligen Fonds durch eigene Köpfe ersetzen und das Portfoliomanagement übernehmen. Grund sei die schwache Performance.
Betroffen sind unter anderem Fonds der Gesellschaften Janus Henderson und Baillie Gifford. Die britischen Investmentvehikel, Trusts genannt, können in eine Vielzahl von Anlageklassen investieren. Sie sind geschlossen und geben nur eine begrenzte Anzahl an Anteilen aus. Sie können allerdings gehandelt werden – gegebenenfalls mit einem Auf- oder Abschlag zum Nettoinventarwert. Weiterhin sollen sie über einen unabhängigen Verwaltungsrat verfügen.
"Anteilseigner im Stich gelassen"
Der aktivistische Investor Weinstein zielt mit einer Attacke nun auf Trusts, die mit einem Abschlag zum Nettoinventarwert handeln. Saba ist bei den sieben Fonds der größte Einzeleigner mit einem Anteil zwischen 19 und 29 Prozent, berichtet die "Financial Times". Das Gesamtinvestment des Hedgefonds in die Trusts beziffere sich auf 1,5 Milliarden britische Pfund (rund 1,8 Mrd. Euro). Saba pocht auf eine Abstimmung unter den Anteilseignern der Trusts.
"Die derzeitigen Verwaltungsräte haben es versäumt, die Investmentmanager zur Verantwortung zu ziehen", schreibt Weinstein in einem Brief an die Anteilseigner, wie die "Financial Times" berichtet. Die Fondsmanager seien nicht in der Lage gewesen, angemessene Renditen für die Anteilseigner zu erwirtschaften. "Die Manager der Trusts und ihre Verwaltungsräte haben die Anteilseigner im Stich gelassen", so Weinstein. Saba plane, die Strategien der Fonds neu auszurichten sowie weitere Fonds aufzukaufen und miteinander zu verschmelzen, um Skaleneffekte zu erzielen und Kosten zu senken.
"Wertvernichtung für langfristige Investoren"
Die betroffenen Investment-Trusts wehren sich gegen die Attacke des Hedgefondsmanagers und appellieren an die Anteilseigner, die Anträge von Saba abzulehnen. "Saba bringt Unsicherheit und Risiko mit sich", warnt etwa der Henderson Opportunities Trust in einem Schreiben an die Anteilseigner, das FONDS professionell vorliegt. "Es wird versucht, die Kontrolle über Ihren Trust zu übernehmen, ohne dass Sie wissen, was mit Ihrer Investition unter Sabas Anlagestrategie passieren wird."
Auch der Baillie Gifford US Growth Trust, bei dem Weinstein selbst in den Verwaltungsrat einziehen will, ruft die Anteilseigner auf, alle Vorschläge von Saba abzulehnen. "Der Verwaltungsrat ist sehr besorgt über die Zukunft Ihres Trusts und eine mögliche Wertvernichtung für langfristige Investoren, wenn die Vorschläge des US-Hedgefondsmanagers Saba angenommen werden", heißt es in einem Schreiben, das FONDS professionell vorliegt.
Nicht die ersten Attacken
Der "Financial Times" zufolge hat sich zudem eines der britischen Fondshäuser in einem Schreiben an die Finanzaufsicht FCA gewandt und das Vorgehen von Weinstein kritisiert. Saba habe nicht genug Details vorgelegt, wie die Anlagestrategie künftig aussehen soll. Anleger könnten am Ende mit einem ganz anderen Portfolio dastehen, als sie eigentlich wollten.
Weinstein hatte bereits im Juni 2024 versucht, mehrere geschlossene Fonds des US-Branchenriesen Blackrock zu kapern, war jedoch gescheitert. Die Anteilseigner der Fonds schmetterten seine Anträge ab. Auch der Hedgefonds Elliott von Paul Singer hatte in der ersten Jahreshälfte 2024 den Scottish Mortgage Trust von Baillie Gifford ins Visier genommen, sich dann aber zurückgezogen. (ert)