Mit Vontobel auf den Bitcoin-Crash wetten
Die Schweizer Privatbank hat zwei Futures aufgelegt, mit denen Anleger auf fallende Bitcoin-Kurse setzen können. Vorerst sind die Papiere nur über die Schweizer Börse handelbar. Andere Märkte könnten bald folgen, sagte eine Sprecherin zu FONDS professionell ONLINE.
Der Schweizer Zertifikate-Riese Vontobel versucht einmal mehr, beim Thema Bitcoin den Zeitgeist zu treffen: Nachdem man im Vorjahr als erster Anbieter am deutschsprachigen Markt ein Tracker-Zertifikat aufgelegt hatte, mit dem Anleger von steigenden Bitcoin-Preisen profitieren können, gibt es nun ein Derivat für alle, die darauf setzen, dass es mit Bitcoin wieder bergab geht. An der Schweizer Börse lancierte Vontobel heute zwei Short Mini-Futures in einer Auflage von je einer Million Stück – und jeweils mit "Erweiterungsmöglichkeit", wie es im Prospekt heißt.
Der Wert von Bitcoin ist in diesem Jahr von rund 4.000 auf aktuell 7.700 Dollar gestiegen. Crash-Szenarien scheinen da nicht ausgeschlossen. In diese Richtung gehen nun die beiden Vontobel-Produkte. Bei einem kann man mit einem zehnprozentigen Kursverlust von Bitcoin fast zehn Prozent Gewinn machen, beim zweiten Derivat hätte man rund sechs Prozent Wertzuwachs.
Endanleger gefragt – Institutionelle nicht ausgeschlossen
Als Mini-Futures sind beide Papiere klar auf Endanleger ausgelegt. Ein Future-Produkt für institutionelle Investoren in größeren Tranchen sei derzeit nicht angedacht, sagte eine Sprecherin zu FONDS professionell ONLINE.
Mini-Futures haben eine kleinere Stückelung als klassische Futures. Im vorliegenden Fall kosten die Zertifikate pro Stück 127,29 beziehungsweise 74,76 Schweizer Franken. Das maximale Gewinnpotenzial ist dann erreicht, wenn der Kurs des Basiswerts (Bitcoin) auf Null fällt. Ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist möglich. Die Short-Futures verlieren
grundsätzlich an Wert, wenn es nicht zu einem Kursverlust bei Bitcoins kommt.
Die Vontobel-Short-Futures sind derzeit nur über die Schweizer Börse handelbar. Ob man auf andere Handelsplätze geht, werde noch entschieden, wenn man sieht, wie die Produkte in der Schweiz angenommen werden, sagte die Vontobel-Sprecherin zu FONDS professionell ONLINE.
Tracker gingen wie die warmen Semmeln weg
Vontobel hat 2016 – nach Eigenangaben – als erster Anbieter im deutschsprachigen Raum ein Tracker-Zertifikat auf Bitcoin aufgelegt, mit dem Anleger die Wertentwicklung des Bitcoin-Kurses eins zu eins mitmachen können. Dieses ging weg wie warme Semmeln. Im Frühjahr 2017 wurde nach nicht einmal einem Jahr wegen der großen Nachfrage die Stückzahl in allen deutschsprachigen Märkten erhöht – in Deutschland (Österreich miteingerechnet) von 55.000 auf 70.000 Stück, was ein Anlagevolumen von 7,8 Millionen Euro ausmacht. Das Zertifikat war kurzzeitig ausverkauft, heißt es bei Vontobel, daher habe man neue ausgegeben.
Wie eine Person aus dem Umfeld unlängst im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE sagte, seien auch etliche institutionelle Kunden als Anleger eingestiegen. Für diese gibt es bei solchen Zertifikaten aber mitunter Probleme: Größere Tranchen können auf diesem illiquiden Markt nicht so einfach ver- oder gekauft werden.
Fondsanbieter auf der Lauer
Mit dem aktuellen Vorstoß bei Mini-Futures ist Europa in punkto Kryptowährungs-Anlagen einmal mehr einen Schritt vor den USA. Dort hat kürzlich die Börsenaufsicht SEC einen Antrag auf einen Krypto-ETF abgelehnt, der in Bitcoin-Derivate investieren wollte. Solche Papiere gab es aber bis dato in den USA nicht. Nun hat die Chicagoer CME – die größte Derivative-Börse der Welt – angekündigt, dass bis Jahresende Bitcoin-Futures auf den Markt kommen sollen. Es ist zu erwarten, dass die Schweizer Initiative also nicht nur bei den Endanlegern, sondern auch bei den Fondsanbietern genau beobachtet wird. (eml)
Service: Die ISIN-Kennnummern der beiden neuen Zertifikate lauten CH0389658912 und CH0389658938