Nachhaltige Investments: Wunsch und Wirklichkeit
Bei nachhaltigen Kapitalanlagen klafft zwischen Theorie und Praxis eine große Lücke, sagt Bernd Linke vom Vermögensverwalter Hoppe. Zudem können nach seiner Ansicht einzelne Privatanleger mit ihrem Anlageverhalten kaum etwas bewirken, Fondsanbieter aber schon.
Seit dem 2. August dieses Jahres müssen Anlageberater ihre Kunden nach deren Nachhaltigkeitspräferenzen aus den Bereichen Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung (Environment, Social, Governance, kurz: ESG) befragen und diese berücksichtigen. Doch das Thema Nachhaltigkeit ist komplex und zwischen dem theoretischen Wunschdenken und der realisierbaren Praxis klafft eine große Lücke, sagt Bernd Linke, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Hoppe aus Menden in Nordrhein-Westfalen.
Nachhaltigkeit umfasst nicht nur den CO2-Ausstoß von Unternehmen, sondern auch das Einhalten der Menschenrechte, den Schutz der Artenvielfalt und vieles mehr. Wenn Berater diese Komplexität abbilden sollen, überfordere das die meisten Anleger, meint Linke. Zudem stehen Berater vor dem Problem, dass Unternehmen und die Anbieter von Finanzprodukten häufig keine Zahlen mit Nachhaltigkeitsbezug etwa zum CO2-Ausstoß oder der Frauenquote veröffentlichen.
Einzelne Privatanleger können nur wenig bewirken
"Wahrscheinlich nützt es wenig, wenn der einzelne Privatanleger ein paar Aktien eines 'Öko-Unternehmens' kauft oder Aktien eines Unternehmens meidet, das einen hohen CO2-Ausstoß hat", stellt Linke fest. Er glaubt nur an eine Lenkungswirkung, wenn sich Großanleger und Fondsgesellschaften dem Thema annehmen. "Sie haben die Möglichkeit, auf den Hauptversammlungen Verbesserungen in bestimmten Bereichen des Unternehmens einzufordern", erklärt Linke. Zudem übe es Druck auf Unternehmen aus, wenn öffentlich wird, dass ein Fonds seine Aktien verkauft, weil bestimmte ESG-Standards nicht eingehalten werden. (fp)