Pictet-Studie kritisiert Wildwuchs bei Researchkriterien
Die Schweizer Privatbank Pictet & Cie hat eine Studie zum Thema Nachhaltigkeitsresearch (SRI: socially responsible investment) veröffentlicht.
In der Studie schlägt das Sustainable Investment Team von Pictet vor, einen Großteil des "acquis communautaire" bezüglich SRI-Kriterien über Bord zu werfen und sich wieder vermehrt auf das zu konzentrieren, was Nachhaltigkeit eigentlich ausmacht. Pictet zeigt dabei auf, dass das unkontrollierte Ansteigen der Anzahl oft in sich widersprüchlicher Researchkriterien und -indikatoren auf Seiten der Firmen zu einer gewissen "Fragebogen-Müdigkeit" geführt hat und dass dieser Wildwuchs heute paradoxerweise zu einem Haupthindernis für die Weiterentwicklung von nachhaltigen Geldanlagen geworden ist.
Der Autor, Christoph Butz, Nachhaltigkeitsexperte bei Pictet Asset Management in Genf, postuliert, dass es bei der nachhaltigen Entwicklung noch immer und in erster Linie darum gehe, wie effizient und schonend mit natürlichen und sozialen Ressourcen umgegangen wird und dass verantwortliche Indikatoren genau diese Tatsache abbilden sollten. In der Studie "Weniger ist oft mehr ..." wird die Herleitung konkreter branchenspezifischer "nachhaltiger Schlüsselfaktoren" am Beispiel der Automobil- und Luftfahrtindustrie vorgestellt. Mit der schwankungsbereinigten Schaffung von Arbeitsplätzen wird ein einzelner sozialer Indikator vorgeschlagen, um die soziale Verantwortung von Firmen abzuschätzen. Die Studie, so Pictet, wartet bisweilen mit radikalen Vorschlägen auf. Der Autor wolle sie aber zum einen ausdrücklich als Versuch verstanden wissen, dem oft missbrauchten Begriff der nachhaltigen Entwicklung aus der pragmatischen Sicht eines Investors gerechter zu werden als bisher, zum anderen aber auch als Einladung an andere Marktteilnehmer, diesen Weg weiter zu gehen.
Im Vorwort zur Studie, äußert sich Philippe Spicher, geschäftsführende Vorstand der SiRi Company, des so Pictet, weltweit größten einschlägigen Research-Netzwerks wie folgt: "Obwohl ich nicht mit allem vorbehaltlos überein stimme, so teile ich doch die wichtigsten Ideen und die generelle Stossrichtung. Die drastische Reduktion der Anzahl Kriterien und die Konzentration auf sektorspezifische Schlüsselfaktoren ist [...] logisch überzeugend.
Die 25 Seiten umfassende Studie von Pictet & Cie zum Thema Nachhaltigkeitsresearch finden interessierte Leser von FONDS professionell in Form einer PDF-Datei im Anschluss an diese Meldung. ( rmk)