Renditelücke bei Fonds: Treue ist besser als Traden
In der Ruhe liegt die Kraft. Wer Fonds ohne viel Handeln im Depot liegen lässt, hat am Ende mehr Rendite, bestätigt eine aktuelle Studie von Morningstar. Das scheint Anlegern in Europa und in den USA allmählich bewusst zu werden – der Fondsspar-Idee sei Dank!
Erfahrene Investoren wissen: Hin und Her macht Taschen leer. Leider lassen es die meisten Anleger nicht nur bei Aktien, sondern auch beim Hantieren mit Fonds alles andere als ruhig angehen und verderben sich mit unnötiger Hektik den eigenen Investmenterfolg. Eine aktuelle Untersuchung der Fondsratingagentur Morningstar bestätigt: Fondsanleger entgeht durch überflüssiges Trading viel Performance.
Die Morningstar-Experten haben weltweit den sogenannten Investor Return unter die Lupe genommen. Er gibt an, wie die durchschnittliche Rendite einer Geldeinheit ausgefallen ist, die über eine bestimmte Periode hinweg in einem bestimmten Fonds steckte. Zweite wichtige Kennzahl der Studie ist die Renditelücke, also die Differenz zwischen zeit- und geldgewichteter Rendite. Letztere gibt an, welche Performance unter Berücksichtigung aller Mittelzu- und und -abflüsse in dem betreffenden Fonds simultan erzielt wurde, also welchen Mehr- oder Minderertrag Anleger durch gezieltes Kaufen und Verkaufen von Fondsanteilen eingestrichen haben.
Ergebnis der Studie: In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Renditelücke sowohl in Europa als auch in den USA verkleinert. Das spricht auf den ersten Blick dafür, dass Anleger weniger traden. In den USA ist die Renditelücke auf Sicht von zehn Jahren von 54 auf 37 Basispunkte geschrumpft. Zwischen 2012 und 2016 lag der Investor Return in den USA über alle Fondskategorien hinweg jährlich um 31 Basispunkte über dem Total Return.
Renditelücke europäischer Fonds von 2007 bis 2016 (annualisiert)
In Europa hinkte der Investor Return dagegen dem Total Return (Diffferenz zwischen grünen und gelben Säulen in obiger Grafik) in den vergangenen zehn Jahren annualisiert um immerhin 74 Basispunkte hinterher. Vor allem bei Länder- und Sektor-Aktienfonds, Mischfonds und alternativen Fonds fiel die Renditelücke beachtlich aus. Bei diversifizierten Aktien- und Rentenfonds war sie kleiner, die Timing-Versuchung also offenbar nicht so groß.
Versuchungen vermeiden
Um die Psyche auszutricksen, bieten sich offenbar automatisierte Investmentpläne wie Fondssparen an. Diese haben allem Anschein nach positive Auswirkungen auf den Investor Return. Grund: Sie halten Anleger auf Kurs und halten sie von unglücklichen Timing-Versuchen und hektischen Reaktionen auf Markteinbrüche oder vorübergehende Performanceschwächen einzelner Fonds ab. Daten aus Australien und Südkorea, wo Sparpläne für die Altersvorsorge weit verbreitet sind, deuten darauf hin, dass es sich auf für europäische Anleger lohnen könnte, automatisiert zu investieren. (fp)