Die Hamburger Privatbank M.M. Warburg hat mit ihrem neuen Rüstungsfonds in wenigen Wochen rund 40 Millionen Euro eingesammelt. Auch die Dekabank und die LBBW berichten von großer Nachfrage nach entsprechenden Produkten.

"Wir verzeichnen täglich substanzielle Zuflüsse von Anlegerseite", sagte Warburg-Investmentchef Christian Jasperneite im Interview mit "Bloomberg". Gestartet wurde der Fonds am 1. Juli. "Ich traue dem Fonds zu, dass er perspektivisch mehrere hundert Millionen Euro einwirbt."

"Nachholbedarf" in Europa
Der neue Fonds European Defence Equity investiert zu mindestens 50 Prozent in "echte Waffenhersteller", wie Jasperneite es nennt. Hinzu kommen Zulieferer wie Triebwerkshersteller, Logistikunternehmen sowie Werte aus dem Bereich Cyber Security. Die größten Positionen im Fonds waren zuletzt Airbus, Rheinmetall und Safran.

"Der Fonds investiert fast ausschließlich in europäische Aktien, weil es in dieser Region den größten Nachholbedarf beim Thema Verteidigung gibt. Hinzu kommt, dass die USA vielleicht nicht mehr ein so verlässlicher Partner sind wie früher", so Jasperneite bei dem Gespräch im Hamburger Warburg-Büro.

Auch institutionelle Investoren haben Interesse
Angesichts des Ukraine-Kriegs und der Verstimmungen mit den USA haben zuletzt zahlreiche Fondsanbieter neue Angebote auf den Markt gebracht. Die Dekabank liegt mit ihrem Deka-Security and Defense im Moment bei einem Volumen von rund 350 Millionen Euro, die LBBW mit ihrem LBBW Sicher Leben bei etwa 120 Millionen Euro. Einige Rüstungs-ETFs warben binnen Monaten sogar Milliardenbeträge ein.

Der Warburg-Fonds richtet sich vor allem an Privatkunden. Die Bank hat jedoch festgestellt, dass der Fonds auch bei institutionellen Anlegern wie Versorgungswerken auf Interesse trifft. Insofern soll auch diese Zielgruppe verstärkt angesprochen werden. Für die beiden Kundengruppen wurden unterschiedliche Tranchen aufgelegt.

"Noch lange nicht alles eingepreist"
Jasperneite zufolge verändert sich die Welt derzeit so stark wie zuletzt vor Jahrzehnten. Er beobachtet geopolitische Spannungen, Militarisierung und Blockbildung. Die Kriegsgefahr steige. "Verteidigung ist ein strukturelles Thema, das uns in den nächsten 20 bis 30 Jahren beschäftigen wird. Auch wenn viele Rüstungsaktien in den vergangenen Monaten bereits deutlich teurer geworden sind, ist hier sicherlich noch lange nicht alles eingepreist", sagte Jasperneite. (fp/Bloomberg)