Star-Fondsmanager: Wir setzen auf eine niedrige Zollbelastung
Uwe Rathausky, Mitgründer und Vorstand der Fondsboutique Gané, berichtet im Interview, mit welchem Konzept er und sein Kollege Henrik Muhle den Gané Value Event Fund durch den Börsenabsturz gebracht haben.
Die beiden Gründer und Vorstände der Fondsboutique Gané handelten im Februar vergangenen Jahres schnell und beherzt. Erst im Dezember 2023 hatten Uwe Rathausky und Henrik Muhle ihren Gané Global Balanced Fund lanciert. Doch als es Anfang 2024 zu dem überraschenden Rauswurf durch Acatis kam, reagierten die beiden Portfoliomanager zügig, stellten den Fonds von einem defensiven auf ein offensives Anlagekonzept um und benannten ihn um. Seitdem heißt der Mischfonds Gané Value Event Fund. Wie das Gané-Duo das Sondervermögen durch den jüngsten Börsencrash gesteuert hat, berichtet Uwe Rathausky im Interview mit FONDS professionell ONLINE.
Herr Rathausky, der Zoll-Rundumschlag des US-Präsidenten Donald Trump hat die Börsen Anfang April weltweit auf eine rasante Talfahrt geschickt. Welche Entscheidungen haben Sie und Ihr Kollege Hendrik Muhle für das Portfolio des flexiblen Mischfonds Gané Value Event Fund getroffen?
Uwe Rathausky: Wir haben in den vergangenen Tagen einen Teil unserer Liquidität im Gané Value Event Fund antizyklisch zum Arbeiten gebracht. Wir haben in die fallenden Kurse hinein unsere Aktienquote gehalten, dann leicht erhöht auf rund 70 Prozent, bevor es zu dem fulminanten Rebound an den Märkten diese Woche kam.
Was hat Sie bewogen, mehr Aktien zu kaufen?
Rathausky: Aktives Fondsmanagement bedeutet immer auch, die Flexibilität in den Asset-Klassen auszunutzen. So machen wir das schon seit 16 Jahren. Einerseits haben wir damit gerechnet, dass Trump seine unsinnige Politik irgendwann nicht mehr durchhalten kann und dass ihn das eigene Land oder die Kapitalmärkte zum Einlenken bewegen werden. Dass es mit der 90-tägigen Zollpause jetzt so schnell zu einer Rolle rückwärts gekommen ist, hat uns aber genauso überrascht wie die Radikalität der Zoll-Ankündigungen vom 2. April. Zum anderen sind Panikphasen an den Börsen gute Gelegenheiten zum Kaufen, weil Aktien ohne Rücksicht auf Bewertungskennziffern abverkauft werden.
Gibt es jetzt wieder Aktien spannender Unternehmen zu vernünftigen Preisen?
Rathausky: Natürlich sind die Schwankungen enorm und wir sehen in unseren Tableaus, wie stark sich Tagesvolatilitäten nach oben und unten auf die Bewertungen auswirken. Aber ja, trotz des jüngsten Rebounds halten wir die Bewertungen für attraktiv, um langfristig zu investieren.
Lässt sich schon sagen, was der Handelsstreit für die Unternehmen im Fonds bedeuten?
Rathausky: Ein globaler Handelskrieg und eine weltweite Rezession würden sich schlicht auf alle Unternehmen auswirken. Diese Sorge hatte sich an der Börse zugespitzt. Aber unter normalen Bedingungen, mit in der Höhe hinnehmbaren Zöllen und mit möglichen zeitlichen sowie regionalen Ausweichoptionen für Unternehmen lässt sich arbeiten.
In welcher Hinsicht?
Rathausky: Wir haben unser Portfolio in mehrere Bausteine gruppiert, um gar keine oder eine nur niedrige unmittelbare Zollbelastung zu besitzen. Die erste Gruppe umfasst US-Unternehmen, die wie Paycom und Ulta Beauty fast ausschließlich in den USA tätig sind. Dann haben wir Firmen, die wie Geberit überhaupt kein oder ein nur zu vernachlässigendes Geschäft in den USA haben. Zur dritten Gruppe zählen Unternehmen, die wie Sika in den USA vor Ort produzieren und damit den dortigen Markt bedienen, mit überwiegend lokaler Supply-Chain. Und nicht zuletzt gibt es Unternehmen wie die Munich Re und die Allianz, die gar nicht in den Zielbereich von Zöllen fallen. Es gilt aber auch festzuhalten, dass wir bei Firmen wie dem Sportartikelhersteller Nike, die inmitten des Zollstreits stehen, so niedrige historische Bewertungen vorfinden, dass wir sie ganz bewusst ins Portfolio nehmen oder sie kräftig aufstocken.
Die künftigen Gewinne sind jetzt mutmaßlich schlechter prognostizierbar. Was heißt das für die Anlagestrategie?
Rathausky: Das ist ein guter Punkt. Und das Zollthema ist ja längst nicht vom Tisch. Deswegen gilt es, die Chancen in den Chancen zu finden. Nicht alles, was günstig erscheint, wird sich in ein paar Jahren als günstig herausstellen. Wir fragen uns, wer Marktanteile gewinnen, wer verlieren wird. Wie anpassungsfähig und reaktionsschnell sind Unternehmen? Wie können zusätzliche Kostenfaktoren absorbiert und auf Konsumenten überwälzt werden? "Valuation and pricing power matters" gilt derzeit vielleicht mehr denn je.
Und wie gehen Sie jetzt bei Anleihen vor?
Rathausky: Dort sind wir erstmal weiterhin im Risk-off-Modus mit sehr kurzer Duration und höchster Bonität. Die mittlere Laufzeit beträgt 1,5 Jahre, das Rating im Durchschnitt AA- und die Erwartungsrendite annualisiert vier Prozent. Auf der Aktienseite sind derzeit die Ausschüttungsrenditen aus Aktienrückkäufen und Dividenden mit teilweise fünf bis zehn Prozent etwas höher und nach Möglichkeit ansteigend im Zeitablauf.
Vielen Dank für das Gespräch. (am)