Tages- und Festgeld feiert Comeback
Dank der Zinswende brummt das Geschäft mit Sparprodukten wieder. Festmachen lässt sich das an zwei Beispielen: Zinsplattformen wie Weltsparen sammeln Rekordsummen ein, und erste große Banken werben wieder mit Tagesgeld-Kampfkonditionen um neue Kunden.
Das Berliner Fintech Raisin, das hierzulande Zinsplattformen wie Weltsparen und Zinspilot betreibt, betreut erstmals mehr als 30 Milliarden Euro in Sparprodukten. Erst im Juni hatte Raisin bekannt gegeben, dass die Schwelle von 25 Milliarden Euro erreicht wurde – dies bedeutet ein Wachstum um fünf Milliarden Euro in gerade einmal fünf Monaten. Das Wachstum konzentriere sich keineswegs nur auf den Kernmarkt Deutschland, betont das Unternehmen. Mit Großbritannien, den Niederlanden und den USA lägen drei weitere Märkte deutlich über einer Milliarde Euro.
"Die letzten Monate waren allesamt Rekordmonate, sowohl was die Zahl der Neukunden als auch das Volumen der neu abgeschlossenen Tages- und Festgelder betrifft", sagt Raisin-Geschäftsführerin Katharina Lüth. Die Renaissance der Sparprodukte, die mit der Zinswende eingeläutet wurde, sei nicht nur auf Festgelder beschränkt. "Auch bei den Tagesgeldern sehen wir inzwischen Zinssätze von deutlich über einem Prozent auf unseren deutschen Plattformen, 2,7 Prozent auf unserer Plattform in Großbritannien und sogar vier Prozent in den USA."
ING lockt mit zwei Prozent fürs Tagesgeld
Raisin vermittelt Geld von Sparern an Partnerbanken. Doch die Institute werben keineswegs nur über solche Plattformen Einlagen ein, sie trommeln auch direkt um Privatkunden. Bestes Beispiel ist aktuell wohl die ING Deutschland, die ihren Tagesgeldzinssatz für Neukunden gerade von einem auf zwei Prozent verdoppelt hat. Garantiert wird dieser Satz für vier Monate, er gilt für eine Summe bis 50.000 Euro. Danach erhalten die Sparer 0,3 Prozent aufs Tagesgeld, so viel wie Bestandskunden.
Branchenkennern zufolge hat der Schritt der ING Signalcharakter. "Bislang haben die Banken die Zinserhöhungen der EZB nur in sehr geringem Umfang an die Privatkunden weitergegeben", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" den Analysten Peter Barkow. "Das könnte sich zukünftig ändern." Oliver Maier, Geschäftsführer des Vergleichsportals Verivox, spricht gegenüber der Zeitung sogar von "Kampfkonditionen". (bm)