Uwe Rathausky: "Wir setzen auf stark skalierende Geschäftsmodelle"
Die Gründer und Vorstände der Fondsboutique Gané, Uwe Rathausky und Henrik Muhle, haben trotz bewegter Zeiten ihren Anlagestil beibehalten. Wo sie für ihren globalen Mischfonds, den Acatis Gané Value Event, Investmentchancen sehen, erklärte Rathausky auf dem 20. FONDS professionell KONGRESS.
Uwe Rathausky und Henrik Muhle sind ihrem Investmentstil auch in den Turbulenzen der vergangenen zweieinhalb Jahre treu geblieben. Auf der Aktienseite suchen die Vorstände und Gründer der Fondsboutique Gané für ihren 6,2 Milliarden Euro schweren globalen Mischfonds Acatis Gané Value Event weiterhin nach etablierten und disruptiven Geschäftsmodellen, die diesen Namen tatsächlich verdienen. Fündig werden sie dabei in erster Linie in den USA.
"Als ich Ende Januar 2020 an dieser Stelle stand, hatte ich exemplarisch Amazon als Beispiel für echte Disruption vorgestellt", sagte Rathausky in seinem Vortrag beim 20. FONDS professionell KONGRESS in Mannheim. Der Grund: Das Unternehmen verfügt, ebenso wie sein IT-Infrastrukturdienstleister Amazon Web Services (AWS), über ein Geschäftsmodell, das es schafft, Nutzerindividualität zu skalieren. "Und auf stark skalierende Geschäftsmodelle setzen wir gern", so Rathausky.
Hochprofitabler Weltmarktführer
"AWS wurde 2006 quasi aus dem Nichts heraus gegründet und ist heute ein hochprofitabler Weltmarktführer, der 2021 mit 62 Milliarden US-Dollar bereits 13 Prozent zum Gesamtumsatz von Amazon beigetragen hat", berichtete der Fondsmanager. Für das laufende Jahr rechnet er mit 85 Milliarden Dollar und einer operativen Marge von 35 Prozent.
Stark skalierende Geschäftsmodelle findet Rathausky auch bei weiteren Online-Plattformen. Derzeit sind etwa die Aktien von Microsoft, vom Mutterkonzern des Karriereportals Linkedin und von Apple im Portfolio des Acatis Gané Value Event. Beim Musik-Streamingdienst Apple Music etwa können sich Nutzer aus über 50 Millionen Musiktiteln ihre eigene Mediathek zusammenstellen. "Das skaliert natürlich enorm und derartige Geschäftsmodelle bieten einen Hedge gegen Inflation", sagte der Gané-Mitgründer.
Nicht auf Illusionisten setzen
Vor sogenannten "Disruptions- und Wachstumsillusionisten" warnte Rathausky bereits im Jahr 2020 und tat es jetzt erneut. Dazu zählt der Investment-Profi unter anderem Geschäftsmodelle, die nur über intensives "Werbe-Doping" Interesse beim Kunden erzeugen könnten. Kritisch zu hinterfragen seien außerdem Start-ups mit Milliardenbewertungen, die lediglich durch vorgelagerte Kapitalrunden zustande gekommen sind. Trends wie E-Mobilität oder Food Delivery steht er ebenfalls skeptisch gegenüber.
Bei der Auswahl von Aktien ist es den Gané-Fondsmanagern wichtig, immer auch die Arbeit und den Erfolg der Firmenlenker unter die Lupe zu nehmen. "Denn die Schönheit des Geschäftsmodells ist das eine, das andere ist die Frage, wie es vorangetrieben wird", erklärte Rathausky. Daher setzen er und Muhle auf Unternehmen mit hohen freien Cashflows und einer möglichst hohen Rendite auf das thesaurierte Kapital.
Ein Unternehmen, große Unterschiede
Wie groß die Rendite-Unterschiede bei ein und demselben Unternehmen sein können, zeigte Rathausky anhand einer Gegenüberstellung von Steve Ballmer und Satya Nadella, den letzten beiden Microsoft-Chefs, eindrücklich auf. Gute Unternehmen sollten zudem über Asset-light-Geschäftsmodelle verfügen, also eine geringe Kapitalintensität aufweisen, gestiegene Preise überwälzen können, nur im geringen Maße konjunkturabhängig sein und aus den "makroökonomischen Herausforderungen herauswachsen können", ist Rathausky überzeugt.
Trotz der jüngsten Einbrüche am Aktienmarkt sieht der Fondsmanager noch kein antizyklisches Signal für einen vollständigen Einstieg in Aktien. "Dies liegt zum Beispiel daran, dass die US-Haushalte extrem negativ gestimmt sind hinsichtlich ihrer künftigen Konsumneigung, während sie gleichzeitig Aktien sehr hoch gewichtet haben", erläutert Rathausky. Zudem seien viele Aktienpositionen kreditfinanziert. "Da findet momentan bereits eine Bereinigung statt, aber es wird wahrscheinlich noch einiges auf uns zukommen", vermutet der Investment-Profi. Auf der anderen Seite kauften gesunde Unternehmen zum Teil Aktien im großen Stil zurück. "In solchen Bereichen halten wir uns gern auf", sagte Rathausky.
Im "Risk-off-Modus"
Auf der Anleiheseite sind er und Muhle weiterhin im "Risk-off-Modus". Im Acatis Gané Value Event beläuft sich der Rentenanteil derzeit auf rund 22 Prozent. Die Portfoliomanager setzen auf Geldmarktersatzanleihen in US-Dollar, Norwegischen Kronen und Euro, vornehmlich Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten. Auf langlaufende Bonds verzichten die Gané-Chefs vor dem Hintergrund der aktuell sehr flachen Zinsstrukturkurve, steigender Zinsen und niedriger Ausfallraten. (am)