Von steigenden Rohstoffpreisen profitieren - dank nachhaltiger Anlagestrategie
Gastkommentar von Christoph Butz, Pictet Sustainable Investment
Nachhaltige Anlagen bieten einen strategischen "Hedge" gegen steigende Rohstoffpreise, indem sie auf Unternehmen setzen, die ihre Ressourcen effizienter nutzen als ihre Konkurrenten.
Wenn die Preise für Erdöl und andere Rohstoffe anziehen und sich die Börsen im Seitwärtsgang befinden, dann haben - neben den Anbietern von Rohstofffonds - auch die Anbieter von Nachhaltigkeitsfonds Grund zur Freude. Das stärkste Argument, das in diesem Zusammenhang ins Feld geführt wird, ist der scheinbar unstillbare Rohstoffhunger Chinas. Das Reich der Mitte verfügt über ein enormes Wachstumspotential, aber nur über einen - vergleichsweise - bescheidenen Ressourcenreichtum.
Das Phänomen China kann zwar nicht alles erklären. So kann etwa der momentan rekordhohe Erdölpreis nur zum geringeren Teil den Chinesen angelastet werden, aber im Bereich Baustahl beispielsweise kam es auf Europas Baustellen teilweise zu größeren Verzögerungen und Lieferengpässen, nachweislich, weil die große Nachfrage aus China den Markt zeitweilig ausgetrocknet hatte.
Der erste Weg, auf das Thema Rohstoffe zu setzen, ist in Aktien von Unternehmen zu investieren, die selbst im Bereich Öl, Gas, Industrie-, Edelmetalle und landwirtschaftliche Produkte tätig sind. Dies ist der direkte Weg, aber auch der spekulativere. Typische Rohstoffaktien sind bekanntermaßen ziemlich volatil und die verbleibenden Rohstoffvorkommen der Erde sind zunehmend in der Dritten Welt zu finden, wodurch auch politische Unwägbarkeiten ins Spiel kommen. Aber auch, wenn man sich auf die Produzenten in politisch stabilen Ländern wie Australien, USA, Kanada und Südafrika konzentriert, verbleibt für einen europäischen Investor eine unter Umständen unverwünschte Währungsexposition.
Der zweite, besonnenere und für einen europäischen Investor berechenbarere Weg besteht darin, von den steigenden Rohstoffpreisen quasi ex negativo zu profitieren, indem er bewusst in Unternehmen investiert, die mit den energetischen und materiellen Ressourcen so haushälterisch wie möglich umgehen. Solche Firmen haben gegenüber ihren verschwenderischen Konkurrenten in einem Umfeld steigender Rohstoffpreise einen komparativen Vorteil, der sich über die höheren Margen positiv auf die Gewinne auswirken kann.
Man muss damit nicht einem reinen Umwelttechnologiefonds das Wort reden. Es ist nicht unbedingt ratsam, ganze Industriezweige aufgrund ihres grundsätzlich höheren direkten Ressourcenverbrauchs generell unterzugewichten. Aus Sicht eines risikobewussten Anlegers erscheint es sinnvoller, die bestehende Wirtschaftsstruktur auch in seinem Portfolio abzubilden, wie dies durch die Orientierung an einem breiten Markt-Benchmark wie etwa dem MSCI Europa, automatisch der Fall ist.
Ein solch risikokontrollierter Investmentansatz wird auch als "Best-in-Class"-Ansatz bezeichnet. In jeder Klasse, sprich Branche, werden die ressourceneffizientesten Unternehmen identifiziert und im Portfolio übergewichtet. Dadurch ergibt sich ein breit über alle europäischen Länder und Branchen diversifizierter "Hedge" gegen steigende Energie- und Rohstoffkosten, der - aufgrund der übrigen Kriterien, die in die Nachhaltigkeitsbeurteilung einfließen und normalerweise durch die Maschen einer traditionellen Finanzanalyse hindurch fallen - einen nachhaltigen Mehrwert für die Investoren zu schaffen imstande ist. (hh)