Würzburger Vermögensverwalter bremst Zuflüsse in Erfolgsfonds
Der KR Fonds Deutsche Aktien Spezial setzt auf Titel von Unternehmen in Übernahme- oder Squeeze-out-Situationen und erreicht damit eine erstaunlich stabile Wertentwicklung. Der Erfolg lockte zuletzt viel frisches Geld an – beinahe zu viel.
Die Knoesel & Ronge Vermögensverwaltung bietet Anteile ihres KR Fonds Deutsche Aktien Spezial nur noch mit einem "Zwangsaufgeld" von 2,5 Prozent an, um die Mittelzuflüsse zu begrenzen. Der Fonds investiert vor allem in Aktien von Unternehmen in Übernahme- oder Squeeze-out-Situationen. Dadurch konnte das Portfolio selbst in Krisenzeiten mit einer sehr stetigen Wertentwicklung überzeugen, was zuletzt viele neue Investoren anlockte. Inzwischen verwaltet der Fonds gut 170 Millionen Euro.
"Die Anlagestrategie des Fonds bewegt sich in einer Nische und ist daher nicht beliebig skalierbar", so Ulrich Ronge, geschäftsführender Gesellschafter des Würzburger Vermögensverwalters, gegenüber FONDS professionell ONLINE. Die Titel, die für den Fonds in Frage kämen, seien nur begrenzt verfügbar. "Zudem ist Teil unserer Anlagephilosophie, Einzeltitel nicht zu hoch zu gewichten. Daher war es letztlich eine Frage der Zeit, wann wir eine Begrenzung einführen müssen, da die Alternative eine Verwässerung der bewährten Anlagestrategie bedeutet hätte."
Brexit gut gemeistert
Hohe Zuflüsse gab es zuletzt nach dem Brexit-Votum, das viele Portfolios durchschüttelte, den KR-Fonds aber quasi unberührt ließ. Deshalb wurde schon Ende Juli ein "Soft Close" der institutionellen Anteilsklasse V umgesetzt, die seither nur mit dem vollem Ausgabeaufschlag von drei Prozent erhältlich ist. "Ausgenommen sind die zu diesem Zeitpunkt bereits avisierten Zeichnungen, die wir aber in Abstimmung mit den Investoren über die Zeit bis Jahresende 'strecken'", so Ronge.
Die Zuflüsse in den anderen Anteilsklassen hielten jedoch unvermindert an. Deshalb sah sich Knoesel & Ronge gezwungen, auch diese seit Ende Oktober nur noch mit Mindestaufschlag anzubieten.
Europäisches Pendant
"Sobald wir feststellen, dass die Liquiditätsquote dauerhaft in einer Größenordnung von etwa fünf Prozent gehalten werden kann, würden wir über eine Lockerung oder Aufhebung nachdenken", so Ronge. Voraussetzung wäre aber, dass das Anlageuniversum wächst. "Tendenziell war dies in der Vergangenheit durchaus der Fall, da immer wieder neue Titel in unseren Fokus geraten sind. Weil aber gleichzeitig aber auch jedes Jahr einige Titel durch Abfindung herausfallen, kann man derzeit keine seriöse Vorhersage über die Dauer der Maßnahme treffen."
Seit Ende 2015 bietet Knoesel & Ronge mit dem KR Fonds Übernahmeziele Europa ein Produkt mit ähnlicher Strategie, aber europaweitem Ansatz an (FONDS professionell ONLINE berichtete). Kapitalverwaltungsgesellschaft ist wie schon beim KR Fonds Deutsche Aktien Spezial der Luxemburger Anbieter Axxion. (bm)
In der kommenden Heftausgabe 04/2016 von FONDS professionell, die Ende November erscheinen wird, können Sie mehr Details über die verschiedenen Verfahren eines "Soft Close" nachlesen.