Ampel-Sondierungen: Verband macht Vermittlern Mut
SPD, FDP und Grüne haben sich in Vorgesprächen auf Ergebnisse geeinigt und diese in einem gemeinsamen Papier veröffentlicht. Der Vermittlerverband Votum zeigt sich mit den Textpassagen zur Finanzdienstleistungsbranche weitgehend zufrieden.
Knapp drei Wochen nach der Bundestagswahl machen SPD, Grüne und FDP einen wichtigen Schritt in Richtung Ampel-Regierung: Die Unterhändler der drei Parteien haben die Aufnahmen von Koalitionsgesprächen für eine gemeinsame Bundesregierung empfohlen. "Wir sind davon überzeugt, dass wir einen ambitionierten und tragfähigen Koalitionsvertrag schließen können", heißt es in einem gemeinsamen Papier der drei Parteien zu den Ergebnissen der Sondierungen, das am Freitagnachmittag veröffentlicht wurde.
Das Papier enthält auch erste Signale, wohin es in den kommenden vier Jahren in der Finanzdienstleistungsbranche gehen soll. "Die ersten Ergebnisse der Sondierungsgespräche zeigen in den Bereichen Altersvorsorge und Gesundheitspolitik einen erfreulichen Pragmatismus", sagt Martin Klein, Rechtsanwalt und geschäftsführender Vorstand des Branchenverbands Votum. "Extrempositionen wie die Abschaffung der privaten Krankenversicherung und des drei-säuligen Altersvorsorgesystems haben sich nicht durchgesetzt", so Klein.
Anlass zur Kritik
Die geplante Prüfung der Einrichtung eines Staatsfonds in der betrieblichen Altersvorsorge gebe allerdings Anlass zu Kritik. Die private Altersvorsorge sollte staatsfern bleiben, so der Votum-Vorstand. "Den Bürgern muss bewusst sein, dass der Staat die angesparten Vorsorgevermögen auch zweckentfremden könnte", gibt Klein zu bedenken. Die Beispiele Spanien und Irland hätten in der Finanzkrise gezeigt, das die möglich ist. Es gelte nun, "aktiv daran zu arbeiten", die Umsetzungspläne zu verhindern.
Mit einem anderen Aspekt zeigt sich Jurist Klein hingegen zufrieden: "Wir begrüßen ausdrücklich die Bereitschaft, dass man im Bereich der privaten Anlageprodukte offenbar bereit ist, zumindest teilweise auf Garantien zu verzichten, um höhere Renditen als bei den derzeitigen Riester-Produkten zu ermöglichen", erklärt er. Mit dem Bestandsschutz für Riester hätten die möglichen Koalitionäre die Erkenntnis gezeigt, dass beim Thema Altersvorsorge das Vertrauen der Bürger nicht noch weiter verspielt werden dürfe.
Erschreckend mutlos
"Schade ist, dass man sich im Bereich der gesetzlichen Altersvorsorge erschreckend mutlos zeigt", findet Klein. Das Bestreben, die umlagefinanzierte Rente durch die Erwerbsbeteiligung von Frauen, älteren Arbeitnehmern sowie durch eine erwerbsbezogene und qualifizierte Einwanderung zu stabilisieren, sei Wunschdenken.
Insgesamt ist der Votum-Vorstand aber optimistisch: "Grundsätzlich lassen die Ergebnisse der Sondierungsgespräche auf die Chance einer zügigen Kompromissfindung hoffen, was zu begrüßen ist", erklärt Klein. (am)
Kommentare
So weit so gut, für Vermittler aber wesentlich relevanter: wird es das von den Grünen gewünschte Provisionsverbot geben oder nicht
AntwortenMir ist klar: die SPD und die FDP sprachen sich in ihren Wahlprogrammen für das Nebeneinander von Provisionsvergütung und Honorarvergütung aus, somit immerhin zwei der drei Parteien der möglichen "Ampel". Aber DAZU habe ich bis heute nichts gehört aus den Sondierungsgesprächen. Für Versicherungsvermittler ist es natürlich wichtig zu wissen, ob sie im Bereich der privaten (oder dann staatlichen) Altersvorsorge ausgebootet werden würden, aber viel wichtiger ist doch erst einmal, ob sie dafür überhaupt noch -auf gewohnte Art und Weise- VERGÜTET werden können. Denn wenn es nur noch die Honorarberatung gäbe, hätten wir "englische Zustände" - nur 8% der englischen Bevölkerung nehmen noch eine professionelle Beratung wahr - weil sie es sich ansonsten nicht leisten können oder wollen "dank" der Honorberatung. Ca. 90% der freien Berater/Vermittler wurden im Zuge dieser Einführung schlichtweg arbeitslos....so lange das nicht geklärt ist, bleibt es also höchst-unangenehm-spannend für die Beraterschaft/Vermittlerschaft...
schutzwürdig am 18.10.21 um 13:48