Bafin-Chef: Deutsche Banken haben Zinssprung bisher gut verdaut
Bafin-Präsident Mark Branson äußert sich in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zum Kollaps der Silicon Valley Bank und den Auswirkungen auf Deutschland, zum Zinsanstieg und zur Frage, ob man auch den grauen Kapitalmarkt regulieren sollte.
In den USA und weltweit ist die Angst immer noch groß, dass die Pleiten der Silicon Valley Bank (SVB) und zweier weiterer, kleinerer Institute zu einer globalen Bankenkrise führen. Zwar ist im Moment Ruhe an den Märkten, auch der deutsche Leitindex Dax hat sich nach dem Kursrutsch am Montag wieder berappelt. Die Entwicklung des Bankensektors steht aber auch bei der Finanzaufsicht Bafin ganz oben auf der Agenda, da der Kollaps der SVB seine Ursache im schnellen Anstieg der Zinsen hat. Das berichtet Bafin-Präsident Mark Branson in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Behörde hat natürlich noch andere Bereiche im Auge – zum Beispiel auch den grauen Kapitalmarkt.
Hauptthema des Gesprächs ist aber der Kollaps der SVB und seine Auswirkungen: "Die Risiken des schnellen Zinsanstiegs insbesondere für gewisse kleinere Banken haben wir seit Langem auf dem Radar. Die jüngsten Entwicklungen in den USA zeigen, dass das Thema keine Chimäre ist. Für den deutschen Finanzmarkt sehen wir aus den Problemen in den USA jedoch keine direkte Ansteckungsgefahr. Zudem zeigt sich, dass das deutsche Bankensystem die Auswirkungen des Zinssprungs bisher gut verdauen konnte", stellt Branson in der Zeitung klar und fügt an, dass die Bafin auch die Immobilienmärkte im Blick habe: "Gerade bei Gewerbeimmobilien haben wir es mit hohen Finanzierungsvolumen zu tun, läuft da etwas schief, kommt das im Bankensystem an."
"Verschärfte Eigenkapital- und Liquiditätsvorgaben haben sehr geholfen"
Der Bafin-Chef führt die Stabilität der Banken auch auf die Regulierung der vergangenen Jahre zurück. Die verschärften Eigenkapital- und Liquiditätsvorgaben hätten sehr geholfen. "Das konnten wir in den letzten paar Jahren verstärkt sehen: Die Banken waren in der Lage, der Pandemie und den Folgen des Ukraine-Kriegs standzuhalten", so Branson gegenüber der "FAZ". Daher widerspricht er auch Forderungen, die die Regulierung als zu überzogen empfinden. "In der Kalibrierung sehe ich keinen Handlungsbedarf, die ist in Europa nicht überzogen hart. Vielmehr sehe ich möglichen Handlungsbedarf in der Komplexität der europäischen Regulierung. Es muss nicht für jedes neue Problem eine neue Regel geben."
Um Regulierung ging es auch beim Thema "Grauer Kapitalmarkt". Dieser ist in Deutschland eben nicht reguliert, die Anbieter haben viele Freiheiten, die Aufsicht nur wenige Eingriffsmöglichkeiten, sie prüft daher Verkaufsprospekte solcher Angebote auch nur auf Vollständigkeit, nicht auf Risiken. Laut Branson ist das "einzigartig in Europa". Auf die Frage der "FAZ", ob er das ändern würde, lautet seine knappe Antwort: "Das kann nur eine politische Entscheidung sein." (jb)