Bafin drängt Fonds "nachdrücklich" zu Transparenz beim Thema Rüstung
Im Zusammenhang mit der Aufnahme von Rüstungsaktien in als nachhaltig vermarktete Fonds warnt die Bafin vor einer drohenden Verunsicherung von Anlegern. Die deutsche Finanzaufsicht fordert Asset Manager auf, ihre Investmentstrategie deutlich offenzulegen.
Vor gut drei Jahren hatte der BVI gemeinsam mit den Verbänden der Kreditwirtschaft und dem Zertifikateverband im sogenannten ESG-Zielmarktkonzept vereinbart, dass als nachhaltig vertriebene Fonds nicht in Unternehmen investieren dürfen, bei denen mehr als zehn Prozent des Umsatzes auf Rüstungsgüter entfallen. Bereits im September vergangenen Jahres wurde beschlossen, dass Fondsgesellschaften sich ab Ende 2024 nicht mehr an diese Schwelle halten müssen. Lediglich völkerrechtlich geächtete Waffen sollen weiterhin ausgeschlossen bleiben.
Einige große Investmentgesellschaften haben die Entscheidung zum Anlass genommen, die Zehn-Prozent-Schwelle aus ihren Fondsunterlagen zu streichen. Das wiederum hat die Bafin nun laut einer "Bloomberg"-Meldung veranlasst, die Fondsindustrie zu einer erhöhten Transparenz aufzufordern in Bezug auf die Aufnahme von Rüstungsaktien in als nachhaltig vermarktete Fonds, da ein plötzlicher Anstieg solcher Positionen einige Kunden verunsichern könnte. Es bestehe die Sorge, dass Anleger, die sich für nachhaltige Anlagen entschieden haben, Bedenken haben könnten, wenn ihr Geld in Kriegswaffen fließt.
"Nicht durch mangelnde Transparenz enttäuschen"
"Themen, die kontrovers sein könnten, müssen sichtbar sein", erklärte Rupert Schaefer, Leiter der Abteilung Strategie, Politik und Kontrolle bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, laut "Bloomberg" in einem Interview. "Wir empfehlen Unternehmen dringend, ihre Kunden nicht durch mangelnde Transparenz zu enttäuschen", wird Schaefer zitiert.
Das Vorhandensein solcher Investments in einem ESG-Portfolio dürfe nicht im Kleingedruckten versteckt werden, so Schaefer, der es den Fondsgesellschaften überlassen will, wie sie damit umgehen, ob über ihre Websites, über die vorvertragliche Offenlegung oder in Kundengesprächen mit Beratern. Die Branche wisse selbst am besten, wie sie ihre Kunden erreiche.
Meldung sorgt für Missverständnis
Die Original-Headline der "Bloomberg"-Meldung lautete im Englischen: "Germany ‘Strongly’ Urges Funds to Be Open About Defense Bets". Das haben offenbar einige Marktteilnehmer insofern missverstanden, als sie "Open About Defense Bets" ziemlich frei ins Deutsche übersetzt und es als dringliche Aufforderung an die Fondsindustrie verstanden haben, "offen" zu sein für mehr Rüstungsinvestments. Korrekt aus dem englischen Zusammenhang übersetzt war "open" aber im Sinne von "transparent" gemeint. (Bloomberg/hh)