Um die Attraktivität des Finanzplatzes London zu erhöhen, führen die britischen Aufsichtsbehörden neue, deutlich bankerfreundlichere Vergütungsregeln ein. Die Bank of England und die Finanzmarktaufsicht FCA kündigten an, dass die Wartezeit für die volle Auszahlung von Boni für Senior-Banker künftig nur noch vier Jahre beträgt – bislang waren es acht. Der Anteil des Bonus, der aufgeschoben werden muss, wurde reduziert. Und die Zahl der Banker, die von den Vorschriften betroffen sind, wurde verringert. 

Die neuen Regeln gelten bereits für Bonuszahlungen des Jahres 2025. Damit reagieren die Behörden auf Forderungen der Branche, den ursprünglich vorgesehenen Zeitplan zu beschleunigen.

Auszahlung künftig doppelt so schnell
Nach Angaben der Prudential Regulation Authority (PRA) der Zentralbank und der Financial Conduct Authority (FCA) treten die Änderungen am 16. Oktober 2025 in Kraft. Sie gelten sowohl für künftige Bonusrunden als auch für bereits zugesagte, aber noch nicht vollständig ausgezahlte Vergütungen.

"Nach Rückmeldungen aus der Branche gehen diese Änderungen über die im vergangenen Jahr angekündigten Vorschläge hinaus", erklärten die Aufsichtsbehörden in einer gemeinsamen Mitteilung. Großbritannien wolle sich damit stärker an den Praktiken anderer internationaler Finanzzentren orientieren.

Druck aus Politik und Branche zeigt Wirkung
Die Reform folgt einem klaren politischen Auftrag: Die britische Regierung hatte die Regulierungsbehörden aufgefordert, bei ihrer Arbeit die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzsektors stärker zu berücksichtigen.

Normalerweise gelten neue Regeln nur für künftige Zeiträume. Große internationale Banken hatten jedoch darauf gedrängt, dass die Änderungen bereits auf die Vergütung für 2025 Anwendung finden. Lobbygruppen warnten vor Verwirrung, sollten die neuen Regeln zwar in diesem Jahr angekündigt werden, Banken aber für die Boni des Jahres 2025 im Jahr 2026 noch die alten Vorschriften anwenden müssen.

Bürokratie abbauen – ohne alte Fehler zu wiederholen
Die Aufsichtsbehörden betonen, dass trotz der Lockerungen keine Rückkehr zu den riskanten Vergütungsstrukturen vor der Finanzkrise 2008 drohe. "Diese neuen Regeln werden Bürokratie abbauen, ohne die riskanten Vergütungsstrukturen zu fördern, die zur Finanzkrise 2008 beigetragen haben", sagte Sam Woods, Leiter der PRA.

Er bezeichnete die Reform als "weiteres Beispiel für unser Engagement, die Wettbewerbsfähigkeit Großbritanniens zu stärken". (Bloomberg/fp)