Die Zahl der Deutschen, die bereits mit 63 Jahren in Rente gehen, ist deutlich höher als von der Bundesregierung erwartet. Insgesamt sind es derzeit 3,5 Millionen von 18 Millionen Rentnern insgesamt in Deutschland. Und die Gruppe der "freiwilligen Frührentner" ist 2019 erneut stark gestiegen, wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS) unter Berufung auf den aktuellen Rentenversicherungsbericht schreibt. 

Der Zeitung zufolge gibt es zwei Möglichkeiten, ab 63 aus dem Lager der Arbeitstätigen in das der Rentner zu wechseln. Zum einen können seit sechs Jahren Personen, die mindestens 45 Jahre gearbeitet und in die öffentlichen Kassen eingezahlt haben, ohne Rentenkürzungen in den Ruhestand gehen. Kamen laut der FAS in dieser Gruppe 2016 noch 225.640 neue Rentner hinzu, so waren es im vergangenen Jahr schon 247.150. Zum anderen können Personen, die weniger als 45 Jahre gearbeitet und in die Rentenkasse eingezahlt haben, ebenfalls mit 63 aufhören – wenngleich oftmals mit Abschlägen. In dieser Gruppe kamen 2019 insgesamt 84.050 Personen neu hinzu. Drei Jahre zuvor waren es nur 61.930 gewesen. 

Frühere Rente ohne Abschläge möglich
Allerdings müssen nicht alle, die vorzeitig in die Rente gegen, Abschläge hinnehmen. Sie können dafür freiwillig Extra-Zahlungen leisten. Möglich macht dies das "Flexirentengesetz". Es trat im Juli 2017 in Kraft. Seither kann jeder, der gesetzlich rentenversichert ist, ab dem 50. Lebensjahr freiwillig Ausgleichszahlungen aus eigener Tasche leisten, wenn er abschlagsfrei früher in den Ruhestand gehen will. Personen, die nach 1964 geboren sind und daher eigentlich bis zum 67. Lebensjahr arbeiten müssten, können so bereits mit 63 ohne Einbußen den Ruhestand antreten. Wie viele der mehr als 84.000 Neu-Rentner, die keine 45 Jahre gearbeitet hatten, diese Möglichkeit genutzt haben, geht aus den von der FAS präsentierten Zahlen nicht hervor. Ende 2018 hatten rund 17.000 Personen diese Extra-Zahlungen geleistet.

Der FAS zufolge wird es zudem in den kommenden Jahren immer schwieriger, die sogenannte "doppelte Haltelinie" tatsächlich zu halten. Diese legt vereinfacht ausgedrückt fest, dass der Rentenbeitrag nicht ins Uferlose steigt und andererseits die Renten in einer bestimmten Höhe gesichert sind (FONDS professionell ONLINE erklärte den Begriff ausführlich). Das habe zur Folge, dass zukünftig noch mehr Steuermittel eingesetzt werden müssen, um die Rente zu sichern. Der Anteil aus Steuern beträgt in diesem Jahr erstmals mehr als hundert Milliarden Euro. Knapp achtzig Milliarden werden für die gesetzliche Rente benötigt. (jb)