ESG-Regulierung (5): Indizes gegen den Klimawandel
Aus Brüssel prasseln seit Neuestem Stichwörter wie Nachhaltigkeitspräferenz, Taxonomie oder Ecolabel auf Anlageberater ein. FONDS professionell ONLINE gibt in einer fünfteiligen Serie einen Überblick, was die Europäische Union plant, um die nachhaltige Geldanlage voranzubringen.
Die Europäische Union möchte den Kontinent zum Vorreiter in Sachen Klimaschutz machen – und nimmt dafür den Finanzsektor in die Pflicht. Deshalb hat die EU-Kommission zahlreiche ambitionierte Regulierungsprojekte angeschoben. Einige davon treffen Anlageberater und Finanzvertriebe direkt, andere eher über Umwege. FONDS professionell ONLINE stellt in einer fünfteiligen Serie die wichtigsten Vorhaben vor. Heute geht es um Änderungen in der Benchmarkverordnung, mit der klimafreundliche Aktien- und Anleihenindizes eingeführt werden sollen.
Die Europäische Union arbeitet an Kriterien für Indizes, die Anleger bei der Umsetzung einer kohlenstoffärmeren Investitionsstrategie unterstützen sollen. Dafür wird die EU-Benchmarkverordnung ergänzt. Die Konsultation zu den Rechtsvorschriften ist abgeschlossen, wurde bislang jedoch noch nicht veröffentlicht.
Konkret unterbreitet die Europäische Kommission Vorschläge für Mindestkriterien für zwei Indizes, die für Aktien und Unternehmensanleihen gelten sollen: "EU Climate Transition Benchmark" und "EU Paris-aligned Benchmark". Beide zielen darauf ab, das ehrgeizigste Szenario der EU im Zuge des Pariser Klimaschutzabkommens 2015 zu erreichen, den Anstieg der globalen Erwärmung also bei unter 1,5 Grad zu halten.
Wie Berater den Trend zur nachhaltigen Geldanlage nutzen, beleuchtet FONDS professionell in einem 37 Seiten starken Spezial in Ausgabe 2/2020, die soeben erschienen ist. Angemeldete KLUB-Mitglieder können die Beiträge auch hier im E-Magazin lesen.
"Eine echte Innovation"
Bei den "Climate Transition"-Indizes müssen die gesamten Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Durchschnitt des breiten Marktes sofort um 30 Prozent gesenkt werden, bei der "Paris-aligned"-Variante sogar um 50 Prozent. In beiden Indexversionen müssen die Emissionen dann um mindestens sieben Prozent pro Jahr weiter reduziert werden.
"Die Initiative der EU zielt darauf ab, mit Hilfe von Indizes Kapitalströme in Unternehmen zu lenken, die den Klimawandel wirklich angehen – das ist eine echte Innovation", sagt Heike Fürpaß-Peter, verantwortlich für das Geschäft von Lyxor ETF in Deutschland und Österreich. Sie begrüßt, dass keine Branchen ausgeschlossen werden. "Insbesondere in kohlenstoffintensiven Sektoren ist die Hebelwirkung besonders groß, wenn Investoren auf Veränderungen drängen." Lyxor hat bereits ETFs auf MSCI-Indizes lanciert, die sich nach den EU-Vorgaben richten. (bm)
Die Beiträge der ESG-Regulierungsserie von FONDS professionell ONLINE:
- 26.05.2020 (Teil 1): Nachhaltigkeitspräferenzen
- 27.05.2020 (Teil 2): Taxonomie
- 28.05.2020 (Teil 3): Ecolabel
- 29.05.2020 (Teil 4): Offenlegungsverordnung
- 02.06.2020 (Teil 5): Benchmarkverordnung