Die Europäische Kommission hat ihre Strategie für eine "Spar- und Investitionsunion" präsentiert, eine "Schlüsselinitiative zur effizienteren Kanalisierung von Sparvermögen in produktive Investitionen durch das EU-Finanzsystem", wie es in einer Pressemitteilung heißt. Ziel sei es, den Bürgerinnen und Bürgern einen breiteren Zugang zu den Kapitalmärkten und den Unternehmen bessere Finanzierungsmöglichkeiten zu bieten.

"Mit dem heutigen Vorschlag für eine Spar- und Investitionsunion gewinnen wir zweifach", sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. "Die privaten Haushalte können auf vielfältigere und sicherere Weise in Kapitalmärkte investieren und Vermögen aufbauen. Gleichzeitig erhalten Unternehmen leichteren Zugang zu Kapital, mit dem sie Innovationen vorantreiben, wachsen und hochwertige Arbeitsplätze in Europa schaffen können."

"Sparvermögen und Investitionsbedarf verknüpfen"
Die "Savings and Investments Union" (SIU) ist das Nachfolgekonzept der seit 2014 geplanten Kapitalmarktunion. Entstehen soll ein Finanzierungssystem, mit dem Investitionen in die strategischen Ziele der EU gefördert werden sollen. Die Kommission verweist auf den sogenannten Draghi-Bericht, der die nötigen Investitionen bis 2030 auf zusätzliche 750 bis 800 Milliarden Euro beziffert. Darin noch nicht enthalten ist der "gestiegene Verteidigungsbedarf", wie es die Brüsseler Behörde formuliert.

"Ein Großteil dieses zusätzlichen Investitionsbedarfs betrifft kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie innovative Unternehmen, die sich nicht ausschließlich auf eine Finanzierung durch Banken verlassen können", teilt die Kommission mit. "Durch die Entwicklung integrierter Kapitalmärkte – neben einem integrierten Bankensystem – kann die Spar- und Investitionsunion das Sparvermögen einerseits und den Investitionsbedarf andererseits miteinander verknüpfen."

Vier Bereiche
Die Kommission hat vier wesentliche Bereiche ausgemacht, in denen "konzertierte Anstrengungen" nötig seien. Erstens sollen Privatkunden die Möglichkeit erhalten, "einen größeren Teil ihres Ersparten, auch zur Altersvorsorge, in renditestarken Kapitalmarktinstrumenten anzulegen". Zweitens will die Kommission "die Verfügbarkeit von Kapital" für Investitionen in "kritischen Sektoren" verbessern.

Drittens gelte es, Ineffizienzen abzubauen, die sich aus der Fragmentierung des Marktes ergeben, etwa mit Blick auf "regulatorische oder aufsichtliche Hindernisse für grenzüberschreitende Transaktionen". Und viertens möchte die Kommission "Maßnahmen vorschlagen, um sicherzustellen, dass alle Finanzmarktteilnehmer unabhängig von ihrem Standort in der EU gleich behandelt werden". In diesem Zusammenhang sei eine "Neuzuweisung von Aufsichtsbefugnissen zwischen nationaler und EU-Ebene erforderlich".

2027 soll eine Halbzeitbilanz vorgelegt werden
Noch in diesem Jahr möchte Brüssel erste Maßnahmenpakete vorlegen, weitere sollen folgen. Im zweiten Quartal 2027 möchte die Kommission dann eine "Halbzeitbilanz der allgemeinen Fortschritte bei der Verwirklichung der Spar- und Investitionsunion veröffentlichen", wie es in der Mitteilung der Behörde heißt. (bm)