Ex-OVB-Vermittler unter Betrugsverdacht
Ein ehemaliger Berater des OVB-Konzerns hat Ärger mit der Staatsanwaltschaft. Er wird des Betruges verdächtigt. Sein Ex-Arbeitgeber hat den Vermittler ebenfalls angezeigt.
Die Staatsanwaltschaft Mainz ermittelt gegen einen ehemaligen Vermittler des Finanzvertriebs OVB. Dem Berater wird Untreue vorgeworfen, er soll von Kunden rund drei Millionen Euro eingesammelt und für eigene Zwecke verwendet haben. Das berichtet das "Handelsblatt" unter Verweis auf die Ermittlungsbehörde. Den Kölner Finanzdienstleister treffe aber keine Schuld. Die OVB hat inzwischen selbst Anzeige gegen den Vermittler erstattet.
Im Detail soll der Berater Kunden Produkte der DWS Investments S.A. in Luxemburg angeboten haben. Um seinem Auftreten einen seriösen Anstrich zu geben, soll er laut der Zeitung teilweise Original-Unterlagen des Fondsanbieters verwendet und Quittungen ausgestellt haben. Offenbar hat der Vermittler wegen der Vielzahl an Anlegerskandalen im Zusammenhang mit Produkten des grauen Kapitalmarktes bewusst auf einen renommierten Anbieter gesetzt haben, um Interessenten in Sicherheit zu wiegen.
"Um den Anschein eines ordnungsgemäßen Geschäftsbetriebs zu erwecken, zahlte der Beschuldigte einzelnen Geschädigten im Laufe der Zeit auch Teilbeträge angeblicher Zinsen aus", erklärt die leitende Oberstaatsanwältin Andrea Keller gegenüber dem Handelsblatt. Rechtsanwalt Jürgen Möthrath, Verteidiger des Beschuldigten, bestätigt den Sachverhalt im Grundsatz. Er betonte aber den letzten Punkt der Staatsanwältin: "Die Schadenshöhe für die Anleger lässt sich derzeit noch nicht beziffern, da er teilweise auch Zinsen bezahlt und Rückzahlungen geleistet hat." Der Vermittler selbst war dem Handelsblatt zufolge für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
OVB ohne Schuld
Die OVB, für die der Vermittler als freier Handelsvertreter tätig war, trägt nach Ansicht der Ermittlungsbehörde keine Schuld. "Der Beschuldigte handelte nach hiesigen Erkenntnissen als Alleintäter; namentlich bestehen keine Anhaltspunkte für strafbare Handlungen von Verantwortlichen der OVB Vermögensberatung", sagt die Staatsanwaltschaft der Zeitung.
"Der Vermittler war nach unserem Kenntnisstand ein Einzeltäter. Grundlage seiner mutmaßlich kriminellen Handlung war das ihm von Kunden entgegengebrachte und teilweise über Jahre erworbene Vertrauen. Er hat unseres Wissens keine anderen Personen involviert", erklärte eine OVB-Sprecher auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE.
Der Finanzvertrieb hat selbst erst im März von den Vorgängen erfahren, nachdem sich Kunden massiv beschwerten. Er forderte daraufhin nach Informationen von FONDS professionell ONLINE von dem Vermittler eine Stellungnahme. Da diese wenig plausibel ausfiel, hat die OVB dem Berater am 6. April 2016 fristlos gekündigt und obendrein Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Urkundenfälschung, der Untreue und des Betrugs gestellt.
Keine OVB-Produkte vermittelt
"Weder unsere internen Kontrollsysteme noch seine ihn betreuenden OVB-Ansprechpartner konnten Hinweise oder andere Indikationen für seine mutmaßlich vorsätzlichen kriminellen Handlungen erkennen, auch weil diese außerhalb der Bücher und offiziellen Prozesse der OVB erfolgten", heißt es in einer Stellungnahme, welche die OVB dem Handelsblatt auf Anfrage gab.
Der Finanzdienstleiter betont gegenüber FONDS professionell ONLINE in dem Zusammenhang weiter, dass die von dem Berater verwendeten Produkte nicht aus dem Angebot der OVB stammten. Hinzu komme, dass er die Gelder "fast ausschließlich" bar angenommen hat – obwohl dies vertraglich streng untersagt ist.
Das Ermittlungsverfahren läuft derzeit, die Untersuchungen seien aber noch nicht vollständig abgeschlossen. Der Betroffene sei geständig und kooperiere mit der Staatsanwaltschaft. Ob die geschädigten Kunden ihr Geld wiedersehen werden, sei fraglich. Der Vermittler ist dem Vernehmen nach insolvent. (jb)