EZB: Kein erneutes Dividendenverbot für Banken
Während des Corona-Crashs 2020 hatte die Europäische Zentralbank (EZB) vorübergehende Beschränkungen für Dividenden und Aktienrückkäufe bei Banken eingeführt. In der aktuellen Situation sei dies bislang nicht notwendig, ist EZB-Aufsichtschefin Claudia Buch überzeugt.
Trotz des jüngsten Markteinbruchs hat die Europäische Zentralbank (EZB) generelle Dividendenbeschränkungen ausgeschlossen, wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg" berichtet. Nach Angaben der EZB-Aufsichtschefin Claudia Buch hätten die Banken die Auswirkungen des globalen Handelskonfliktes bisher auch so gut überstanden.
Zwar sei es zunehmend zu Margin Calls gekommen, bei denen Banken von Investoren mehr Sicherheiten verlangen, wenn die Vermögenspreise einbrechen. Die aktuelle Situation gestalte sich jedoch anders als während des Schocks, der durch die Corona-Lockdowns im Jahr 2020 ausgelöst worden war, sagte Buch im Interview mit "Bloomberg".
Keine größeren Schwachstellen
"Bisher sehen wir keine Anzeichen für Liquiditätsstress an den Märkten”, erklärte sie. Allerdings merkte sie auch an, es könne einige Zeit dauern, bis sich zeige, wie sich die Zölle auf die Kreditverluste auswirken. Dennoch sehe die EZB derzeit keine größeren Schwachstellen, die negative Effekte für Banken haben könnten.
Seit Claudia Buch vor mehr als einem Jahr die oberste Aufsichtsfunktion der EZB übernommen hat, betont sie, wie wichtig es sei, dass Kreditinstitute geopolitische Risiken wie Handelskriege verstehen müssen. Nachdem die Trump-Regierung hohe Zölle für ihre Handelspartner angekündigt und diese dann größtenteils wieder ausgesetzt hatte, erlebten die Märkte Anfang April heftige Schwankungen, bei denen sich US-Aktien dem Bärenmarkt näherten.
Banken liquide und gut kapitalisiert
Die EZB profitiere nun von einer Entscheidung aus dem Jahr 2023, wonach die Banken wöchentlich Daten zu ihren Liquiditätsreserven melden müssen, so Buch. Die Institute seien diesen Daten zufolge sowohl liquide als auch gut kapitalisiert. Die Zentralbank sei "wie gewohnt" damit beschäftigt, die Ausschüttungspläne der Häuser zu überwachen, sagte Buch. "Wir befinden uns jetzt eindeutig in einer anderen Situation als während der Corona-Pandemie", erklärte sie.
Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie hatte die EZB vorübergehende Beschränkungen für Dividenden und Aktienrückkäufe bei Banken eingeführt. Mehrere Führungskräfte kritisierten die Maßnahmen, da sie ihre Unternehmen dem Risiko aussetzten, nicht mehr investierbar zu sein. Doch Bankaktien erholten sich in den folgenden Jahren wieder.
Regulierung rückgängig machen
Der "Silberstreif am Horizont" der jüngsten Turbulenzen sei eindeutig, dass die EZB sehr überzeugend zeigen könne, wie wichtig ein stabiles, widerstandsfähiges Finanzsystem auch für die Realwirtschaft sei, so Buch. Das Drama an den Märkten spielt sich vor dem Hintergrund einer umfangreichen Lobbyarbeit der Banken ab, die darauf abzielt, die nach der Finanzkrise von 2008 vereinbarten Regulierungsvorschriften rückgängig zu machen. Einige internationale Aufseher bezweifeln, dass die USA die letzte Phase des globalen Reformpakets für die Eigenkapitalvorschriften für Banken, kurz Basel III, vorantreiben werden.
Die Europäische Union hat das Paket im Januar dieses Jahres größtenteils umgesetzt. Die neuen Vertreter der US-Regulierungsbehörden werden sich Ende April bei der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds erstmals mit ihren Kollegen aus anderen Ländern treffen. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir einen internationalen Rahmen und gleiche Wettbewerbsbedingungen für global tätige Banken haben", sagte Buch. (Bloomberg/am)