Greenwashing? Verbraucherzentrale verklagt DWS
Die Fondstochter der Deutschen Bank führt nach Ansicht der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg die Investoren mit den Angaben zu einem Klimafonds in die Irre. Was die Verbraucherschützer der DWS vorwerfen – und wie die Fondsgesellschaft reagiert.
Die DWS Group sieht sich einer Klage der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ausgesetzt, die ihr vorwirft, Investoren in die Irre zu führen, indem sie Fonds übertrieben als nachhaltig anpreise. In Werbematerialien für den DWS Invest ESG Climate Tech werde behauptet, nicht in Unternehmen aus Sektoren wie Kohle oder Rüstungsgüter zu investieren, ohne dabei transparent zu erläutern, wie man zu diesen Angaben komme, schreibt die Verbraucherzentrale in einer Mitteilung. Die im Fonds gehaltenen Unternehmen dürften bis zu 14,99 Prozent Umsatz in der Kohleindustrie erwirtschaften, so die Verbraucherschützer.
"Bei Finanzprodukten ist Greenwashing an der Tagesordnung", sagt Niels Nauhauser, Abteilungsleiter Altersvorsorge, Banken, Kredite bei der Verbraucherzentrale. "Vollmundige Werbeversprechen, die auf einem sehr eigenwilligen Verständnis der Kapitalmärkte beruhen, führen nicht zu mehr Nachhaltigkeit." Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ist wegen Greenwashing-Vorwürfen bereits gegen mehrere Finanzdienstleister juristisch vorgegangen.
DWS weist Vorwürfe zurück
Die DWS wies die Vorwürfe zurück und erklärte, man gehe bei Werbeangaben mit großer Sorgfalt vor. Das Unternehmen habe die Unterlagen gründlich geprüft und sei nach wie vor davon überzeugt, dass die Werbung rechtskonform sei, so die DWS in einer Stellungnahme. Der Vermögensverwalter sei bestrebt, die Produkte transparent und nachvollziehbar darzustellen, heißt es weiter.
Die DWS kämpft seit mehr als einem Jahr gegen Greenwashing-Vorwürfe, nachdem die ehemalige Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler behauptet hatte, das Unternehmen habe seine ESG-Kennzahlen aufgebläht. In den USA und in Deutschland wird ermittelt. Geschäftsräume der DWS und der Deutschen Bank wurden am 31. Mai durchsucht.
Verfahren am Landgericht Frankfurt
Die Verbraucherzentrale führt in ihrer Klage ausgerechnet Werbematerial an, das dasselbe Datum trägt. Die Verbraucherschützer wollen der DWS verbieten lassen, weiter mit diesen Angaben zu werben. Das Verfahren ist am Landgericht Frankfurt anhängig. Die Klage zielt auch auf die Behauptung der DWS, die Fondsbeteiligungen stießen 90 Prozent weniger Kohlendioxid aus als die Unternehmen eines Referenzindexes. Die DWS weise nicht nach, wie sie den CO2-Fußabdruck berechnet habe, so die Verbraucherzentrale.
Außerdem brüste sich die DWS zu Unrecht damit, mit einer Investition in den DWS Invest ESG Climate Tech werde der Klimawandel bekämpft. Wer Wertpapiere kaufe, beeinflusse damit weder den CO2-Ausstoß der gehaltenen Unternehmen noch Emissionen der vom Fonds ausgeschlossenen Unternehmen, so Nauhauser. (ohm/Bloomberg)