Der Strafprozess gegen sechs Führungskräfte des kollabierten Finanzkonglomerats um Infinus und Future Business geht in sein drittes Jahr. Am Donnerstag findet der 132. Verhandlungstag vor dem Landgericht Dresden statt. Dieser Termin markiert zugleich ein Jubiläum: Vor genau zwei Jahren fand der Prozessauftakt statt. "Es läuft schleppend", sagte Rechtsanwalt Michael Stephan der Nachrichtenagentur DPA. Die Hauptakte fülle 60 Ordner, die eingescannten elektronischen Daten umfassten etwa 50 Terrabyte. "Das ist für alle ein Marathon", so der Strafverteidiger.

In dem Skandal geht es um gewerbsmäßigen Banden- und Kapitalanlagebetrug. Die Angeklagten sollen ein Schneeballsystem betrieben und Tausende Anleger um viele Hundert Millionen Euro geprellt haben. Die Staatsanwaltschaft Dresden ließ das Firmenkonglomerat Anfang November 2013 hochnehmen – wenige Wochen, nachdem FONDS professionell unter der Überschrift "Rätselhafte Gewinne" kritisch über Infinus und Future Business berichtet hatte. Die Beschuldigten saßen lange in Untersuchungshaft, der mutmaßlich Drahtzieher Jörg B. fast drei Jahre. Er kam erst vergangenen Herbst unter Auflagen auf freien Fuß.

Schon mehr als 220 Zeugen befragt
Bisher habe das Gericht schon mehr als 220 Zeugen befragt, meldet DPA. Nun sind nach Angaben eines Gerichtssprechers nur noch vier Zeugen geladen. Allerdings seien noch einige Beweisanträge der Verteidigung offen.

"Die Staatsanwaltschaft sieht den Prozess in seiner letzten Phase und auf der Zielgeraden", heißt es in dem Bericht der Nachrichtenagentur. Ob die Plädoyers noch im Dezember gehalten werden können, sei aber fraglich. Das Gericht habe bis Weihnachten noch 17 Verhandlungstage angesetzt, die Kammer plane aber bis in den Januar. "Ein Urteil noch in diesem Jahr ist unwahrscheinlich", zitiert DPA den Rechtsanwalt Stefan Heinemann. (bm)