Manager unter Verdacht: Franklin Templeton schließt Milliardenfonds
Eine Tochter des kalifornischen Asset Managers ersetzt ihren Co-Investmentchef und macht einen milliardenschweren Fonds dicht. Hintergrund sind angelaufene Ermittlungen der Wertpapieraufsicht SEC. Das Haus hat selbst eine Untersuchung eingeleitet.
Die zur Fondsgesellschaft Franklin Templeton gehörende Investmentboutique Western Asset Management schließt ihren rund zwei Milliarden US-Dollar schweren Macro Opportunities Fonds. Dies teilte die Gesellschaft mit. Hintergrund sei die Aufnahme von Ermittlungen der US-Wertpapieraufsicht SEC. Im Zuge dessen ersetzt Western Asset Management den Portfoliomanager und Co-Investmentchef Ken Leech.
Leech habe von der SEC eine sogenannte "Wells Notice" erhalten, teilte das Unternehmen mit. Diese Mitteilung kündigt die Aufnahme von Ermittlungen durch die Aufsicht an, gibt dem Adressaten aber die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern und damit ein Untersuchungsverfahren abzuwenden. Franklin Templeton habe Ende Juli bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen mitgeteilt, dass interne Untersuchungen aufgenommen worden seien, heißt es in der aktuellen Mitteilung weiter. Das Haus kooperiere zudem mit den Behörden bei deren Ermittlungen.
Verdacht auf "Rosinenpicken"
Die Ermittlungen drehen sich um Handelsaktivitäten von Derivaten auf US-Staatsanleihen, die in manchen Kundenportfolios von Western Asset Management gebucht waren. Der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge besteht der Verdacht, dass manche Kunden bevorzugt worden sein sollen. Ihnen sollen besonders renditeträchtige Transaktionen zugewiesen worden sein, berichtet die Agentur und beruft sich auf Insider. Diese Praxis wird als "Cherry-Picking" oder "Rosinenpicken" bezeichnet. Franklin Templeton kommentierte dies nicht weiter.
Western Asset Management zählte zu der Boutiquendachgesellschaft Legg Mason, die 2020 von Franklin Templeton übernommen worden war. Mit dem milliardenschweren Deal wollte sich der kalifornische Asset Manager prestigeträchtige und performancestarke Boutiquen-Strategien wie die von Western Asset Management einverleiben, um Mittelabzüge in anderen Bereichen auszugleichen. Der Aktienkurs von Franklin Resources, unter diesem Namen ist Franklin Templeton an der Börse notiert, war am Mittwoch (21.8.) zeitweilig um fast 13 Prozent eingebrochen.
"Anerkannter Name"
Western Asset Management war 1971 gegründet worden und konzentriert sich auf Bond-Strategien. Der bisherige Co-Investmentchef Leech hatte erheblich zu dem Erfolg der Boutique beigetragen. "Leech ist ein sehr anerkannter Name in der Branche", sagte Max Curtin, Analyst der Fondsratinggesellschaft Morningstar, "Bloomberg" zufolge. "Er wurde für den Aufbau einer wirklich erfolgreichen Plattform für festverzinsliche Papiere geschätzt." Michael Buchanan, bislang Co-Investmentchef neben Leech, soll nun alleiniger Chefanlagestratege des Hauses sein. (ert)