Die britische Finanzaufsicht FCA hat ein Bußgeld in Höhe von 1,8 Millionen Pfund sowie ein Berufsverbot gegen Crispin Odey verhängt. Er weise einen "Mangel an Integrität" auf, begründet die Behörde die Maßnahmen. Der ehemalige Starmanager hatte 1991 die Hedgefondsgesellschaft Odey Asset Management gegründet, die auch Publikumsfonds aufgelegt hat. Gegen Odey hatten mehrere Frauen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs vorgebracht. Der Manager hat diese vehement bestritten.

Die FCA begründet ihre Entscheidung mit dem Umgang Odeys mit den Vorwürfen. So hat das Führungsgremium von Odey Asset Management 2021 nach einer internen Untersuchung eine Verwarnung an Odey wegen "unangemessenen Verhaltens" ausgesprochen. Später setzte das Gremium dann eine disziplinarische Anhörung an, um zu untersuchen, ob Odey gegen diese Verwarnung verstieß. Der Firmengründer nutzte jedoch seine Mehrheitsanteile dafür, die Führung abzusetzen und sich selbst als Firmenchef einzusetzen. Die Anhörung verschob er auf unbestimmte Zeit.

"Rücksichtslos missachtet"
Odey setzte dann ein neues Führungsgremium ein. Doch auch mit den neuen Mitgliedern kam es zum Zerwürfnis über die Frage, wie mit der Anhörung verfahren werden soll. Daraufhin entließ Odey 2022 erneut die Führung und setzte sich zeitweilig wieder als alleiniger Firmenchef ein. Die disziplinarische Anhörung fand dann im November 2022 statt, ein Jahr nach dem ursprünglich anvisierten Termin.

"Die FCA ist der Ansicht, dass Herr Odey absichtlich versucht hat, die Disziplinarverfahren von Odey Asset Management bezüglich seines Verhaltens zu vereiteln, um seine eigenen Interessen zu schützen", begründet die Behörde nun ihre Entscheidung. Odey habe die Governance-Regeln seiner Firma "rücksichtslos missachtet". Die FCA sei der Ansicht, dass das Verhalten von Odey gezeigt habe, "dass er nicht geeignet ist, eine Position im Zusammenhang mit regulierten Tätigkeiten" in der Finanzbranche auszuüben.

"Kultur des Schweigens"
"Eine Kultur des Schweigens, in der Anschuldigungen über Fehlverhalten nicht wirksam behandelt werden, kann Verbraucher und Märkte gefährden", lässt sich Therese Chambers, Direktorin für Marktaufsicht bei der FCA, in einer Mitteilung zitieren. Odey habe wiederholt versucht, sich den Bemühungen, ihn zur Rechenschaft zu ziehen, zu entziehen und diese zu behindern. "Sein Mangel an Integrität bedeutet, dass er es verdient, aus der Branche verbannt zu werden", so Chambers.

In Auflösung
Der Bescheid ist vorläufig. Odey strebt augenscheinlich an, das Verfahren vor Gericht zu bringen. Zu der Entscheidung der Behörde äußerte er sich der Nachrichtenagentur "Reuters" und der "Financial Times" zufolge bislang nicht. 2023 hatten mehrere Frauen in einem Artikel der "Financial Times" Vorwürfe des Fehlverhaltens und Missbrauchs gegen Odey vorgebracht. Er bezeichnete die Anschuldigungen damals gegenüber der "FT" als "Unsinn". Seinen Anwälten zufolge bestreite er die Vorwürfe "energisch".

Odey war bereits zwei Jahre zuvor wegen Belästigungsvorwürfen vor Gericht gestanden. In diesem Fall war er freigesprochen worden. Odey Asset Management leitete nach dem Bekanntwerden der neuerlichen Vorwürfe die Trennung von dem Gründer und Mehrheitseigner ein. Die Boutique fror mehrere Fonds ein. Mehrere Manager, darunter Oliver Kelton, wechselten zu anderen Gesellschaften. Das Unternehmen Odey Asset Management wird derzeit abgewickelt. (ert)