Nachhaltige Finanzwirtschaft: Experten-Beirat macht erste Vorschläge
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Auch die Bundesregierung befasst sich mit dem Thema und hat dafür einen Beirat gegründet, der ein Zwischenfazit zog – und auch was zu Investmentfonds sagt.
Der von der Bundesregierung im Juli 2019 einberufene Sustainable-Finance-Beirat hat heute einen Zwischenbericht (Link dazu hier) vorgelegt – der abschließende Report soll im Laufe des Jahres folgen. In ihm sollen Handlungsempfehlungen für den Aufbau eines nachhaltigen Finanz- und Wirtschaftssystems aufgezeigt werden. Neben der Regierung selbst sind Unternehmen aus der Industriet und als dritte Gruppe Finanzdienstleister inklusive Asset Manager die Adressaten der Empfehlungen.
Die im Beirat versammelten Experten fordern von den Finanzmarktakteuren, dass sie Anlegern nachhaltige Produkte anbieten, "die einen messbaren Beitrag zur Transformation leisten". Zudem sollen sie ihre Berichterstattung zu Nachhaltigkeitsthemen ausweiten. Den zweiten Punkt präzisiert das Gremium noch: Die Produkte und ihr Beitrag zum Aufbau eines nachhaltigen Wirtschaftssystems sollen durch "ein mehrstufiges Klassifizierungssystem vergleichbar" gemacht und Finanzberatungsprozesse adäquater gestaltet werden.
BVI kritisiert Bericht
Speziell zu Investmentfonds gibt es zwei weitere Vorschläge: Zum einen sollen Erleichterungen bei der Portfolioauflage Angebot und die Nachfrage nach Nachhaltigkeitsprodukten im Retailbereich stärken. Gleiches sollen steuerliche Anreize schaffen. Zum anderen fordert der Beirat die Zulassung von "Impact-Produkten", deren Manager bei Firmen auf die Einhaltung von entsprechenden Kriterien pochen. Erwähnung finden noch Riester- und Rürup-Produkte. Für diese sollen Vorschläge gemacht werden, wie sie auf Basis des von der EU-Kommission in der Entwicklung befindlichen Klassifizierungssystem für ökologische Anlagen (Taxonomie) in Staatsanleihen und besicherten Anleihen anlegen können.
Der deutsche Fondsverband BVI kritisiert den Bericht und die Vorschläge: "Der Zwischenbericht des Sustainable-Finance-Beirats berücksichtigt die aktuellen Regulierungsinitiativen der EU nur unzureichend, obwohl die maßgeblichen Regeln für nachhaltiges Investieren aus Brüssel kommen. Wir haben auf diese Lücke von Anfang an hingewiesen", sagt Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI. "Viele Nachhaltigkeitsprojekte wie die EU-Taxonomie, die Offenlegungsverordnung und Regeln zu Nachhaltigkeitsindizes sind bereits in Grundzügen verabschiedet. Weitere Detailregeln werden in den kommenden Monaten folgen. Die Vorschläge aus Deutschland dürften daher ohne Widerhall bleiben." (jb)