PIM-Gold-Prozess: Wichtiger Zeuge verweigert Aussage
Seine Aussage war mit Spannung erwartet worden, doch dann sagte ein Zeuge im Betrugsprozess gegen die Verantwortlichen der PIM Gold nur seinen Namen. Und das, obwohl er mit seiner Anzeige das Verfahren überhaupt erst in Gang gesetzt hatte.
Er brachte mit seiner Anzeige das ganze Verfahren ins Rollen: Ein sehr wichtiger Zeuge im Strafprozess gegen den früheren Geschäftsführer und den ehemaligen Chef der Vertriebsfirma des insolventen Goldhändlers PIM Gold hat vor Gericht die Aussage verweigert. Das berichten verschiedene Medien, darunter die "Neue Frankfurter Presse (NFP)". Der 62-Jährige machte bei seinem Auftritt im Gerichtssaal von seinem Recht zur Aussageverweigerung Gebrauch.
Grund ist offenbar, dass er Sorge hat, sich mit einer Vernehmung vor dem Landgericht Darmstadt selber zu belasten. Es seien mehrere strafrechtliche Ermittlungsverfahren gegen ihn anhängig, sagte der Verteidiger des angeklagten Vertriebschefs unter Berufung auf die eigene schriftliche Begründung des Zeugen, so die Zeitung.
Ex-PIM-Mitarbeiter belasten Zeugen
Dem Artikel zufolge habe der vorsitzende Richter die vorab eingegangene schriftliche Begründung des Mannes so interpretiert, dass dieser wohl befürchte, die Verteidiger der Angeklagten könnten ihm Vorwürfe machen, um von deren Schuld abzulenken. Der Zeuge sei mehrfach aus seiner Sicht zu Unrecht angezeigt worden und Ermittlungsverfahren seien noch nicht abgeschlossen. "Wenn er sich für unschuldig hält, muss er auch aussagen", zitiert die FNP Stefanie Schott, die Verteidigerin des in Untersuchungshaft sitzenden Ex-Geschäftsführers. Zahlreiche andere Zeugen hätten den ehemaligen Mitarbeiter von PIM belastet.
In dem am 8. Dezember 2020 gestarteten Prozess geht es um den Vorwurf des schweren Betruges gegen die beide ehemaligen Verantwortlichen der im hessischen Heusenstamm ansässigen PIM Gold. Laut Anklageschrift der Staatsanwälte habe das Unternehmen zwischen 2016 und September 2019 unter anderem viele sogenannte "Bonus-Gold-Verträge" abgeschlossen. Kunden wurde angeboten, sich mit einem Investment am Altgoldhandel zu beteiligen und von einem "Gold-Recyclingkreislauf" zu profitieren.
Privatdetektive suchen verschwundenes Gold
In dessen Rahmen sollte physisches Gold für die Kunden eingelagert werden. Das war auch der Fall, aber viel zu wenig: "Es hätten drei Tonnen da sein müssen", sagte PIM-Insolvenzverwalter Renald Metoja Anfang Juli vor Gericht. Es waren aber nur Bruchteile des Edelmetalls da. Metoja hat daher auch Privatdetektive mit der Suche nach dem fehlenden Gold beauftragt.
Aus all diesen Gründen gehen die Strafverfolger davon aus, dass die Kundengelder nicht für den Altgoldhandel genutzt wurden. Vielmehr seien mittels eines Schneeballsystems Geld von neuen Kunden dazu verwendet worden, die Ansprüche von Kunden zu erfüllen, die früher investiert hatten. Der Prozess war eigentlich bis Juni terminiert. Nun solle er bis mindestens Dezember dieses Jahres dauern. Insgesamt sind rund 140 Zeugen geladen. (jb)